Laager Erinnerungen

Eine Zeitreise durch Laage

Sportarten gestern und heute

Tischtennis

Diesen Abschnitt in unseren Heften wollen wir Sportarten widmen, die in früheren Jahren nicht so wie z.B. Fußball und Handball im Rampenlicht standen, sondern, die dennoch klein und bescheiden mit dazu beitrugen, das Laager Sportgeschehen zu vervollständigen, auch wenn es oft nur zeitlich begrenzt war.


Sportarten gestern und heute

Dazu schreibt der Zeitzeuge Peter Wellbrock, ein gebürtiger Laager und heute in Stade, Schleswig-Holstein, wohnend folgendes:

„Diese Sportart mit dem flinken, weißen Ball hatte es in der Recknitzstadt schon in den 1930er Jahren gegeben, war dann wohl in Ermangelung von Interessenten „eingeschlafen“.

Es war auch kein Kampfsport, wie er von den Nazis bevorzugt wurde. Mein Schulfreund Albert Simon in der Bahnhofstraße, und ich, Lehrling in der Bäckerei Paul Wiegert in der Wilhelmstraße (seit 1953 Straße des Friedens), hatten durchaus viel Zeit und strolchten überall herum. So sahen wir uns auch in der romantisch gelegenen Henningsmühle um. Sie lag jenseits der Bahnstrecke Güstrow-Rostock am Pludderbach. Hier wohnte nach dem Krieg auch unser Freund Heinz Gollmer mit seinen Eltern.

Im Saal der ehemaligen Gaststätte stand eine alte Tischtennisplatte, die uns eine neue Abwechslung bot. Tischtennis! Die notwendigen Zelluloidbälle konnten wir zufällig auftreiben. Mit Brotbrettern versuchten wir die ersten Schlagwechsel. Über ein Tischtennisnetz verfügten wir natürlich nicht gleich, sondern stellten ein Brett in die Mitte der Platte. Dann erfuhren wir, dass hier vor dem Krieg u. a. Schlachtermeister Behrmann Senior und eine Frau Schmerl Tischtennis gespielt hatten. Diese lernten wir bald kennen, sie wohnte im Hause von Schlossermeister Reinhold, gegenüber dem alten Schulhaus. Sie erfreute sich über unser Interesse an dieser Sportart und lieh uns nun regelmäßig das noch vorhandene Netz aus. Jedes Mal vor dem Training holten wir es uns ab und brachten es zurück. Alte Tischtennisschläger, noch mit Kork belegt, trieben wir irgendwo auf. Ein Onkel, der öfter nach West- Berlin fuhr, brachte Tischtennisbälle mit, für die ich ihm einige Hindenburgtaler aus Silber mitgab. Später fuhren wir mit dem Fahrrad nach Güstrow und erhielten dort auch Bälle, die aber rasch zersprangen. Mit Aceton lösten wir einen kaputten Ball auf und schmierten die Risse auf den Bällen zu. Hielt auch nicht lange. Das war lange unser Problem.

Eine weitere Kalamität sei hier noch erwähnt: In den ersten Jahren nach dem Krieg gab es noch unangemeldete Stromsperren, sodass wir zu Hause bei Petroliumlampen warteten, bis das elektrische Licht plötzlich wiederkam. Oftmals so spät, dass sich der Weg zur Henningsmühle nicht mehr lohnte.

Damals erfuhr auch Sportlehrer „Papi“ Arndt von unserem Hobby. Er unterstützte uns, sodass wir fortan im Saal der Gaststätte „Hotel Stadt Brandenburg“ oder auch in der „grünen Baracke“ am Sportplatz trainieren konnten. Nun hatten wir mehr Zulauf, auch aus Alt- Kätwin und Breesen. Wir hatten uns inzwischen der BSG Traktor Laage angeschlossen und hatten Kontakt zum TT- Kreisausschuss Güstrow.

Ab und an spielten wir auch gegen auswärtige Mannschaften. Das war aber nur mit dem Zug möglich, niemand besaß ein Auto.

Ein großes Ereignis für uns war 1952 die Teilnahme an der DDR-Bestenermittlung der SV Traktor in Bad Frankenhausen/Thüringen. Wir erlangten aber keine Titel, sondern waren mit einigen gewonnenen Spielen ganz zufrieden. Später, nach Beendigung der Lehre, trennten sich unsere Wege. Ich schloss mich in Rostock der BSG Post, später der BSG Motor an, der auch Abbi Simon angehörte. Mit dieser Mannschaft trugen wir auch ein Freundschaftsspiel in Laage aus, dort beeindruckte Uwe Behrmann mit schönem langen Angriffsspiel. Später saßen wir „alten“ Laager noch gemütlich zusammen und sangen bekannte Weisen, während Heini Pinnow mit seinem Akkordeon zur fröhlichen Stimmung beitrug. Tischtennis spielte auch weiter in meinem Leben eine Rolle. Bis zu meinem 75. Lebensjahr war ich noch im Punktspielbetrieb.


Sportarten gestern und heute

Quellen:

Eigene Erinnerungen

Bilder:

aus dem Archiv von P. Wellbrock

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