Frau Fruntke, genannt die „Hunde-Dora“
Es ist eine wahre Begebenheit, eine nicht alltägliche Geschichte, die sich in den ersten Nachkriegsjahren bis weit in die 1950er Jahre in Laage ereignete.
Die Familie Fruntke, bestehend aus Vater Albert, den Söhnen Albert und Max und der Ehefrau Dora sind Flüchtlinge aus dem ehemaligen Sudetengau, die nach Kriegsende in Laage eine neue Heimat fanden. Ihre erste Wohnung die sie in Laage zugewiesen bekamen war in einer Baracke an der Abzweigung der heutigen Paul-Lüth-Straße und der Scheunenstraße. Diese Baracke wurde in späteren Jahren abgerissen. Auf dieser Fläche wurde eine massive Halle gebaut, die von der PGH „Drei-Schilde“ genutzt wurde. Die Familie Fruntke wohnte danach in der Hinterstraße, heute Straße der Einheit. Gegenwärtig lebt nur noch der jüngste Sohn Max Fruntke, der mir auch alle nachfolgenden Bilder zur Verfügung stellte.
Sie hatte immer verschiedene Rassen. Ihre Lieblinge waren die großen Hunde, besonders „Die Deutsche Dogge“. Eine Hunderasse, die Stolz, Kraft und Eleganz zeigt. Sie ist der „Apoll“ unter den Hunderassen, so heißt es bei Wikipedia. Ihr Wesen wird als freundlich, liebevoll und anhänglich beschrieben.
Die beiden Ernährer der Familie waren sehr fleißige und anspruchslose Menschen, die jede Gelegenheit nutzten sich zur damaligen Zeit etwas dazu zu verdienen. So halfen sie auch u.a. „Heiner“ Cammin beim Abtransport von Langholz aus den Laager Torftannen. Eine schwere Arbeit, aber für „Dora“ kein Problem, da sie eine konditionsstarke Person war, die wie ein Mann zupacken konnte, aber auch wie ein Mann „qualmen“ konnte. Sie rauchte sowohl Zigaretten wie auch Pfeife.
Doch ihre „Hunde“ liebte sie über alles und sie hatten bei ihr ein „gutes“ Zuhause, obwohl sie ihnen alles abverlangte. Sie waren ihr „Pferdeersatz“ und die Bahnhofstraße war die „Hauptstraße“ für ihre täglichen Fuhren. Was den Transport von Briketts angeht, war sie die heimliche Konkurrenz von „Hanning“ Deicke.
Noch bis Ende der 1950er Jahre fuhr sie täglich etliche Fuhren Brikett vom Bahnhof zu ihren Auftraggebern in Laage und Umgebung. Es war schon erstaunlich, was diese kleine Person leistete.
Was die „Hunde-Dora“, so wurde sie ja genannt, bewerkstelligte, war schon enorm und beispielhaft. Hugo Hehl ein bekannter Laager Heimatkundler schrieb dazu in seinem unveröffentlichten Buch: „Eine Straße schreibt Geschichte“ folgendes:
„Wenn es um Kohlen ging, die kamen vom Bahnhof über die Bahnhofstraße. In den Jahren nach dem Krieg gab es ein eigenartiges Gespann in der Bahnhofstraße zu sehen, so kam Hunde- Dora mit einem stabilen Gummiwagen mit fünf Zentner Kohlen mit zwei große „Deutsche“ Doggen davor und dann immer im Trab und das ein paar Mal am Tage“.
Dora lief dann immer zwischen zwei Hunden, die mit entsprechendem Zuggeschirr ausgerüstet waren, immer im Galopp über die Bahnhofstraße hinweg bis zu ihren Kunden.
Auch Personen wurden gefahren. So ließen sich Hans Deicke und Heiner Cammin oftmals von Gastwirtschaft zu Gastwirtschaft „kutschieren“. Bekannt wurden solche Fahrten von „Piepen“ Behnke nach Max Possehl. Beide waren dann bereits in einem entsprechenden Zustand. Mit lautem Trara und Hundegebell ging es dann von der Marktstraße in die Breesener Straße.
Die Hunde-Dora wurde somit für die Stadt Laage zu einer bleibenden und komisch anmutenden Person. Sie gehörte lange Zeit zum Laager Stadtbild.
Quellen
Eigene Recherchen
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