Laager Erinnerungen

Eine Zeitreise durch Laage

Laage, ein Zentrum des Sportes im ländlichen Raum

Wie die „Fußballfestwoche“ zur Sportfestwoche des Gemeindeverbandes wurde

Die Kleinstadt Laage wurde Ende der 1970er Jahre zum Zentrum des Sportes im ländlichen Raum. Es ist eine von der damaligen Presse erstmals genannte Bezeichnung für eine bisher noch nicht dagewesene Organisationsform im ländlichen Sportgeschehen. Dieses eingeführte und praktizierte Modell wurde ein Aushängeschild für die ganze DDR.

Es begann im Jahre 1978, als mit der Bestätigung des Sportförderplans des Gemeindeverbandes die Weichen für diese Entwicklung gestellt wurden. Mit diesem Plan sollte der Breitensport auf dem Lande gestärkt und gefördert werden. Für die Sportverantwortlichen und für die Sportler selbst war es eine gewollte und von der Bevölkerung akzeptierte und unterstützte Entwicklung. Die ökonomische Basis dafür bildete der bestehende Gemeindeverband mit seinen ansässigen Betrieben und Institutionen. Sie bildeten aus Umlagen einen gemeinsamen Sportfonds zur finanziellen Sicherstellung des gesamten Sportgeschehens im Gemeindeverband.

Die sportliche Basis war in erster Linie die BSG Traktor Laage und die beiden Landsportgemeinschaften in Subzin-Liessow und Wardow. Alle eingebundenen Sportgemeinschaften, Betriebe und Institutionen, wie das Milchzuckerwerk, das Betonwerk Subzin-Liessow, alle Genossenschaften (LPG, PGH, KAP), alle in Laage und Umgebung befindlichen Schulen, der KFL Breesen, der Rat der Stadt Laage, das ACZ Laage (Argo.-chem. Zentrum) und das Landambulatorium entsandten Vertreter in den „Sportrat“ des Gemeindeverbandes.

Der „Sportrat“ war ein leitendes und koordinierendes Organ für das gesamte Sportgeschehen in Laage und Umgebung. Diesen Sportrat leitete und führte ein hauptamtlich eingesetzter „Sportleiter“.

Diese Funktion wurde damals dem Sportfreund Klaus Dievenkorn angeboten. Er überlegte lange, doch dann ging er 1978 als hauptamtlicher Sportleiter in den Gemeindeverband und arbeitete gleichzeitig im DTSB – Kreissekretariat. Er machte somit sein Hobby zum Beruf.

Er war nun als Vorsitzender der BSG Traktor Laage bzw. als Sektionsleiter Fußball und als Sportleiter des Gemeindeverbandes in den nächsten Jahren tätig. Unter seiner Regie konzentrierte sich somit das gesamte Sportgeschehen in Laage und Umgebung.

Klaus Dievenkorn, ehemaliger Fußballer, seit 1971 Sektionsleiter Fußball, Übungsleiter Fußball, Sport- organisator und Motivator wurde somit zum „Sportchef“ und zum leidenschaftlichen Verfechter dieses Models.

Die Stadt Laage konnte deshalb zum Modellfall des Sportes im ländlichen Raum werden, weil nachfolgende Voraussetzungen und Bedingungen gegeben waren: Es gab den „Gemeindeverband Laage“ mit fest zugeordneten Gemeinden, es gab einen hauptamtlichen „Sportleiter/Sportinstrukteur“ für den Gemeindeverband, es gab einen „Sportrat“, gebildet aus Vertretern aller Betriebe und Institutionen, es gab eine starke „Betriebssportgemeinschaft“, die BSG Traktor Laage und es gab den gemeinsamen „Sportfonds“ zur finanziellen Sicherstellung des gesamten Sportgeschehens im Gemeindeverband.

Strukturell eingeordnet war dieses Modell im Rat des Gemeindeverbandes, dessen Arbeitsgrundlage ein jährlich zu erstellender „Sportförderungsplan“ war. Letztlich war aber der Einsatz eines hauptamtlichen Sportleiters von größter Bedeutung für die Durchsetzung eines derartigen Systems. Mit einem Funktionsplan ausgestattet, erhielt er die notwendigen Rechte und Pflichten, um diese Funktion durchführen zu können.

Dieses in Laage praktizierte Organisationsmodell wurde in den Nordbezirken schnell publik und zum Nachmachen von den Sportverbänden empfohlen. In der Presse hieß es dazu:

„Bildet Räte wie in Laage, organisiert den Breitensport nach dem Laager Modell.“

Kreisvorstände des DTSB der DDR baten in dieser Zeit Klaus Dievenkorn, auf Kreisvorstandssitzungen über Ergebnisse und Erfahrungen des Gemeindeverbandes Laage zu berichten. Dabei ging es um Fragen der Zusammensetzung und Arbeitsweise des Sportrates, um die Rolle der Betriebssportgemeinschaften und um die Finanzierung des Sportgeschehens in einem Gemeindeverband.

Zum festen Bestandteil des Organisationsmodells gehörte die Organisation und Durchführung der alljährlichen Sportfesttage/Sportfestwochen. Hierbei konnte man auf eine gute Tradition aufbauen, denn schon seit 1972 gab es dank der Initiative einiger Sportfreunde der Sektion Fußball eine jährliche „Fußballfestwoche“, die jeweils in der „Woche der Jugend und der Sportler“ veranstaltet wurde. Diese Fußballfestwoche wurde bis 1977 ausschließlich von der Sektion Fußball gestaltet und organisiert. Demzufolge war das Programm sehr stark auf Fußball ausgelegt. Das Festprogramm des Jahres 1977 stand z.B. ganz im Zeichen des Jubiläums: „30 Jahre BSG Traktor Laage–70 Jahre Fußball in Laage“.

Besondere Höhepunkte waren:
Das DDR-Ligaspiel TSG Bau Rostock gegen Einheit Güstrow und das Spiel ASG Vorwärts Rostock I. gegen BSG Traktor Laage und die traditionellen Fußballturniere der Jugendauswahlmannschaften der Bezirke und das Turnier der Betriebsfußballmannschaften des Gemeindeverbandes. In den Betriebsmannschaften spielten viele ehemalige aktive Fußballer, wie u. a.: Gerhard Diebenkorn, Jahrgang 1933, Klaus-Dieter Hopp, Jahrgang 1941, Manfred Loose, Jahrgang 1939, Heinz Haack, Jahrgang 1927, Helmut Günzel, Jahrgang 1925, Klaus Radtke, Jahrgang 1937, Gerhard Ahrens, Jahrgang 1936 und Gerhard Höppner, Jahrgang 1934. Als Schiedsrichter stellten sich zur Verfügung: Günter Gaevert, Klaus Fischer, Hans-Joachim Roß, Helmut Günzel, Dieter Bohnhoff, Kuschnereit, Wriedt und Kolander.

Die Resonanz in der Festwoche 1977 war groß. Sie umfasste insgesamt etwa 4000 Zuschauer und es beteiligten sich rund 1750 aktive Sportler, also insgesamt 5750 Beteiligte.

Bereits ein Jahr später wurde dieses Ergebnis noch übertroffen. Im Rückblick zur Sportfestwoche hieß es: In diesem Jahr beteiligten sich in der Zeit vom 5. – 14.05.1978 140 Mannschaften, Übungsgruppen und Musikkapellen mit insgesamt 2500 Sportlern und Kulturschaffenden aus der Hauptstadt Berlin, den Bezirken Magdeburg, Leipzig, Frankfurt/Oder, Rostock, Schwerin und Neubrandenburg an den Veranstaltungen. Trotz des sehr schlechten Wetters besuchten etwa 6000 Schaulustige die zahlreichen Veranstaltungen.

Bestandteil des Programms war auch ein Fußballspiel zwischen Traktor Laage I. gegen FC Hansa „Alte“ Herren. Das Spiel endete 4:1 für Hansa Rostock. Auf dem damaligen Spielberichtsbogen fanden wir u. a. folgende heute noch bekannte Spieler wie: Gerhard Schaller, ehemaliger Nationalspieler der DDR, Klaus Dowe, Dieter Wruck, Jürgen Decker, Gerd Sackritz und Helmut Schühler, alles ehemalige Spieler der DDR – Oberliga.

Nach Beendigung der Sportfestspiele 1978 erschien in der SVZ am 16.05. eine Würdigung des Laager Sportgeschehens. Der Korrespondent K. Schimmagk schilderte die gute Arbeit des Sportrates im Gemeindeverband. Die Schlagzeile lautete:

„Guter Rat ist billig, der Gemeindeverband Laage eröffnet dem Landsport Dimensionen.“

Im Bericht hieß es:

„Die jetzt zu Ende gegangene Sportfestwoche ist seit 1970 Tradition. Aber nie war sie so vielfältig und breit angelegt wie in diesem Jahr. Rund 3000 Sportler aus den drei Nordbezirken, aus Frankfurt, aus Leipzig und Magdeburg sowie rund 6000 Besucher gaben sich ein Stelldichein. Die Laager Organisatoren hatten keinen Aufwand gescheut. Nach dem Wort: Wer vielen etwas bietet, wird manchem etwas geben, kamen wohl alle auf ihre Kosten. Vom Boxen über Fußball, Pferdesport bis hin zur Schriftstellerlesung und Prominentengespräche mit Spitzensportlern waren die Tage vom 5. bis zum 14. Mai ausgefüllt. Ein Ergebnis fruchtbarer Arbeit des Sportrates.“

Aber, und das ist an dieser Stelle zu ergänzen, es war auch ein Erfolg für alle aktiven Sportler aus Laage und Umgebung und vor allen Dingen auch ein besonderer Erfolg für die freiwilligen und ehrenamtlich tätigen Helfer. Letztendlich war es auch ein Erfolg der Geburtshelfer dieses Models. Dafür stehen der damalige Vorsitzende des Gemeindeverbandes und spätere Bürgermeister von Laage, Dr. Eckhart Bomke, Hans Schäfer, Vorsitzender der LPG Pflanzenproduktion Laage/ Wardow, sowie der Sektionsleiter Fußball von Traktor Laage, Klaus Dievenkorn. Zusammen mit weiteren 17 ehrenamtlichen Mitstreitern (Vertretern des Gemeindeverbandes, Vertretern aller wichtigen Betriebe und Einrichtungen, sowie der BSG Leitungen) lenkten und leiteten sie die sportlichen Geschicke des Gemeindeverbandes.

Aber die Sportler aller bestehenden Sektionen waren es schließlich, die durch ihre sportlichen Aktivitäten die Sportfestwochen zum vollen Erfolg machten und durch ihre freiwilligen Arbeitseinsätze halfen, die materiellen Bedingungen weiter zu verbessern. Mit diesem gemeinsamen Elan konnte somit auch im Sportrat beschlossen werden, die neue Sporthalle in Laage von 36 auf 48 Meter zu erweitern, so dass später rund 300 Zuschauer das Geschehen auf dem Parkett verfolgen konnten. Gemeinsam brachten die Betriebe und Einrichtungen zusätzlich 200.000 Mark auf und stellten je nach Möglichkeiten Arbeitskräfte und Technik zur Verfügung. Mit der Fertigstellung der Sporthalle bildeten sich dann auch neue Sektionen wie u. a Federball und andere Sektionen wie Tischtennis, Handball und Volleyball vergrößerten sich.

Von enormer Bedeutung waren natürlich auch die verbesserten Bedingungen und Möglichkeiten für den Schulsport. Für viele Sportarten konnte erstmalig ein ganzjähriger Sportbetrieb aufgenommen werden.

Ein besonderes Merkmal aller Sportfestspiele waren die umfangreichen Fußballturniere der Jugendmannschaften. Beteiligten sich im Jahre 1977 noch vorrangig Mannschaften aus den drei Nordbezirken, kamen danach immer mehr Bezirke dazu. So wurde das alljährlich stattfindende Turnier der Bezirksauswahlmannschaften der Altersklassen 11 und 12 jeweils im Wechsel mit der Bezirkshauptstadt Schwerin und Laage organisiert. Im Durchschnitt nahmen dann 8 Bezirksauswahlmannschaften an diesen Turnieren teil. So versammelten sich z. B. im Jahre 1979 die AK12 Auswahlmannschaften aus Leipzig, Frankfurt/Oder, Neubrandenburg, Magdeburg, Berlin, Cottbus, Potsdam, Schwerin und Rostock, die Knaben -, Schüler- und Kinderfußballmannschaften der drei Nordbezirke und Frankfurt/Oder zu Turnieren in Laage.

So kamen 1984 23 Kindermannschaften, 18 Knabenmannschaften und 8 Juniorenmannschaften, d.h. 72 Mannschaften mit rund 1000 Aktiven.

Diese mit größter Kontinuität durchgeführten Jugendturniere waren ein besonderes Markenzeichen der Laager Jugendfußballförderung und sie erfreuten sich größter Beliebtheit bei den Sportgemeinschaften, wie auch bei den Fußballbezirksfachausschüssen der DDR. So blieben Danksagungen nicht aus.

Die hervorragend besetzten Fußballturniere der Jugendmannschaften während der Sportfestspiele, besonders aber das hohe Veranstaltungsniveau, die Organisation und Durchführung der Turniere führten zu dem Beschluss im Bezirksfachausschuss Schwerin, ein Juniorenländerspiel nach Laage zu vergeben. Es war zwar nur ein Jugendländerspiel, aber dennoch für die Kleinstadt Laage schon ein ganz besonderes Ereignis. Im Februarheft 1979 des BFA Schwerin hieß es:

Juniorenländerspiel DDR gegen VR Ungarn am 26.10.1979 in Laage

In der Presse heißt es dazu u. a.:

„Der Ausgestalter dieses Juniorenländerspiels sind die Sektion Fußball der BSG Traktor Laage und der Gemeindeverband Laage. Dieser sportliche Höhepunkt steht unter der Schirmherrschaft des Vorsitzenden der LPG Pflanzenproduktion Laage, des Genossen Hans Schäfer. Die Laager Fußballer und Sportler werten die Austragung dieses Länderspiels des Fußballnachwuchses der DDR und der VR Ungarn als eine Anerkennung und Auszeichnung ihrer angestrengten Arbeit bei der Entwicklung des Fußballsportes und überhaupt bei der sportlichen Tätigkeit in ihrer kleinen Stadt.“

Die gesamte Vorbereitung lag in den Händen von Klaus Dievenkorn. Richtschnur war ein mit allen Institutionen abgestimmter Organisationsplan. Das am Freitag ausgetragene erste Spiel in Laage endete mit 3:1 für die DDR. In der DDR Mannschaft spielten damals u.a. Alms, Kleiminger und Koppe alle drei vom FC Hansa Rostock. Das zweite Spiel am Sonntag, in Schwerin ausgetragen, gewann die Mannschaft ebenfalls, und zwar diesmal mit 4:1 Toren.

Für das DDR -Fernsehen meldete der Sektionsleiter damals folgende Daten:

Einwohnerzahl Laage: 4500, Einwohnerzahl Gemeindeverband: 8000 Betriebe: Überwiegend Landwirtschaft, Besonderheiten Sportarbeit: Es arbeitet ein ehrenamtlicher Sportrat, der die Arbeit auf allen Gebieten koordiniert. Zahl der aktiven Sportler innerhalb der BSG des Territoriums: 1500, Sektionen: 12, Sportanlagen: 1 Turnierplatz für Pferdesport, 1 Schwimmbad mit Warmwasser, 3 Fußballplätze, 1Sportforum mit Sporthalle, Flutlichtplatz, Kleinfeldsportanlage (2 für Fußball )1 Leichtathletikanlage,1 Sozialtrakt mit Küche, Gaststätte, Kultursaal, Umkleide-, Sanitär- und Büroraum. Für die Kleinstadt Laage damals eine hervorragende Präsentation.

Auch Spiele von Alte Herrenmannschaften und von Traditionsmannschaften erfreuten sich größter Beliebtheit und stellten sehr oft auch gewisse Höhepunkte in der Programmgestaltung dar. Darunter fiel auch 1987 das Fußballfreundschaftsspiel zwischen der Traditionsmannschaft des DFV der DDR mit ehemaligen Nationalspielern gegen die I. Männermannschaft der BSG Traktor Laage. Dieses Spiel war Bestandteil der Feierlichkeiten: „40 Jahre BSG Traktor Laage und 80 Jahre Fußball in Laage“. Folgende Spieler waren in der Traditionsmannschaft dabei: Schneider, FC Hansa, Weigang, Rot-Weiß Erfurt, Kische, FC Hansa, Schnuphase, Rot-Weiß Erfurt,Terletzki, Lauck, Riediger, alle Dynamo Berlin, Frenzel, Lok Leipzig, Sparwasser, 1. FC Magdeburg, Nöldner, Vor- wärts Frankfurt/Oder, Riedel, Dynamo Dresden und Backhaus, Lok Stendal.

Hautnah konnten der jugendliche Nachwuchs im Fußball und die Fußballzuschauer ehemalige Größen des DDR-Fußballs bewundern. Klangvolle Namen waren es damals und sind es bei einigen Generationen noch heute.

Auch Schulmeisterschaften der Laager Schulen standen auf dem Programm. Mannschaften aus der POS I und der Louis-Fürnberg-Oberschule spielten in Turnierform um die Schulmeisterschaft des jeweiligen Jahres. Neben den jährlichen Gemeindeverbandsmeisterschaften der Betriebe und Einrichtungen, die im Frühjahr und im Herbst stattfanden, wurden auch in Turnierform während der Sportfestwochen Meisterschaften ausgetragen bzw. man spielte um gestiftete Pokale. Folgende Mannschaften nahmen u. a. daran teil: Landambulatorium, PGH Bau, Lehrerschaft der Schulen, Deutsche Reichsbahn und LPG´n.

Auf den Meldelisten waren dann viele ehemalige Spieler der I. u. II. Männermannschaft zu finden. Von den Zuschauern auch sehr gerne angenommen waren die Generationsspiele: „Väter gegen Söhne“. So manches Spiel dieser Art endete oft erst zu Hause, im Streitgespräch zwischen dem Vater und dem Sohn beim Abendessen.

Obwohl es so scheint, als ob der Fußball auf den Sportfestwochen die dominierende Rolle besaß, ist jedoch aus den Programmen und Berichten zu entnehmen, dass keine Kopflastigkeit des Fußballs in den Programmen vorhanden war, denn enthalten waren der gesamte Kinder- und Jugendsport, der Volks- und Massensport, die Mitwirkung aller Sektionen der BSG und Kulturveranstaltungen der vielfältigsten Art fanden bei der Planung der Programme Berücksichtigung.

Die enorme Vielfalt der Programme erforderte ein hohes Maß an Logistik und Einsatzbereitschaft der vielen Helfer, denn 50 bis 60 Veranstaltungen, in mehreren Orten des Gemeindeverbandes, oftmals mit mehr als 2500 Sportlern und Kulturschaffenden aus 8 bis 10 Bezirken der DDR, verlangte den Verantwortlichen einiges ab. Neben der zeitlichen Ablaufplanung der Veranstaltungen, der Quartierbeschaffung, der Sicherstellung der täglichen Versorgung der aktiven Teilnehmer, musste der Personenverkehr der Gäste, Zuschauer und der aktiven Sportler koordiniert und organisiert werden.

Es war eine Mammutaufgabe die zu bewältigen war. Dazu wurden von den im Gemeindeverband ansässigen Betrieben und Einrichtungen verdienstvolle Arbeiter, Angestellte und aktive Sportler für das Gelingen derartiger Vorhaben freigestellt. Man nannte es zur damaligen Zeit „Freistellung für gesellschaftliche Tätigkeiten“. Sie übernahmen Aufgaben der Betreuung der Sportler, Kampf- und Schiedsrichteraufgaben sowie Aufgaben der Versorgung und der medizinischen und ärztlichen Betreuung. Eigens für diesen Zweck wurden für viele anstehenden Sachverhalte Arbeitsblätter entwickelt und zur Anwendung gebracht. Alle diese teilweise selbst entwickelten Arbeitsblätter sorgten für eine rationelle Arbeitsweise in allen Sektionen und sicherten eine gute Organisation der vielen und an verschiedenen Orten stattfindenden Veranstaltungen, denn neben einer koordinierten Terminplanung aller Veranstaltungen, ging es auch um eine hohe Rationalität in der Abwicklung der Veranstaltungen und um eine hohe Sicherheit und Verlässlichkeit für alle aktiven Sportler und für die Zuschauer.

Das war für den damaligen Sportorganisator Klaus Dievenkorn eine auf die Person „zugeschnittene“ Aufgabe, die er Presseberichten zufolge sehr erfolgreich löste. Viele haben damals und auch heute noch schnell die Erklärung zur Hand: „Er wurde ja dafür bezahlt“. Ja, das ist richtig, aber es sagt nichts darüber aus, wie und mit welchem Ehrgeiz er diese, seine damalige Aufgabe, löste.

Aber unbedingt zu nennen sind auch solche Sportfreunde, die ohne großes Hervortun ihre Aufgaben bei solchen Mammutveranstaltungen erfüllten, wie u. a. Jürgen Schülke, Gerd Braun, Klaus Scholz, Hermann Lüth, Arno Rosinke, Karl Heinz Redlin, Jörg Brodersen, Andreas Jakubowski und Klaus-Dieter Hoffmann aus der Sektion Fußball und die vielen Sportfreunde und Helfer aus den anderen Sektionen und Betrieben.

Im Jahre 1980 wurde die BSG Traktor Laage mit dem Titel „Vorbildliche Sportgemeinschaft“ ausgezeichnet. Eine derartige Auszeichnung setzte eine gut funktionierende BSG-Leitung voraus. BSG-Vorsitzender war zu dieser Zeit Klaus Dievenkorn. Da er auch gleichzeitig Sektionsleiter Fußball und hauptamtlicher Sportleiter des Gemeindeverbandes war, mussten die einzelnen Sektionen in der BSG schon mit guten Kadern besetzt sein, um zu dieser Gesamtauszeichnung zu gelangen, denn laut Visitenkarte der BSG Traktor Laage im Jahre 1982 mussten 560 Mitglieder mit 10 Sektionen, wie die Sektionen: Fußball, Handball, Volleyball, Tischtennis, Reitsport, Schach, Leichtathletik, Boxen, Gymnastik und Turnen, Wasserball und Schwimmen geleitet und gelenkt werden. Die Kopplung dieser Organisationsstruktur des Vereins mit den Belangen des Sportgeschehens im Gemeindeverband verlangte Fingerspitzengefühl und Entscheidungsfreudigkeit von allen leitenden Sportfunktionären. Leitungs- und Entscheidungswege waren aus heutiger Sicht betrachtet manchmal vielleicht nicht ganz im Sinne der heutigen Demokratievorstellungen, aber sie waren effektiv und wirkungsvoll im Sinne und im Interesse der Sportler.

Mitte der 1970er Jahre (BSG – Wahl 1975) setzte sich der Vorstand aus folgenden Sportlern zusammen:
Vorsitzender – Werner Körmann
Stellv. Vorsitzender. – Hans-Joachim Roß
Hauptkassierer – Renate Dievenkorn
Schriftführer – Günter Gaevert
Freizeit- und Erholungssport – Klaus Fischer
Kinder- und Jugendsport – Dr. Girschewski und Eberhard Flohr
Mitglieder des Vorstands : Klaus Dievenkorn, Dr. Müller, Eckhard Schlüter u. H.J. Lieske

In der Revisionskommission waren tätig: Heinz Lippert, Willi Arft und Gerhard Schwießelmann.

In den Jahren danach (Stand 1978) wechselten einige ihre Funktionen. So übernahm u. a. Klaus Dievenkorn den Vorsitz. Christa Hoth, Gerhard Schwießelmann kamen neu in den Vorstand. Klaus Scholz wurde neues Mitglied in der Revisionskommission.

Im Wahljahr 1980 weist der Wahlbericht vom 12.10.1980 folgende Daten aus und benennt die gewählten Leitungsmitglieder. Es wurden gewählt und mit folgenden Funktionen betraut:

Klaus Dievenkorn – BSG-Vorsitzender
Wolfram Hahn – Stellv. Vorsitzender
Renate Dievenkorn – Hauptkassiererin
Günter Gaevert – Kinder- und Jugendsport
weitere Mitglieder: Christa Hoth, Dr. Girschewski, Eckhard Schlüter, Eberhard Flohr und Dr. Müller.

Mit der kontinuierlichen Durchführung der jährlichen Sportfestwochen erreichte die BSG Traktor Laage einen hohen Zuspruch und Stellenwert in der regionalen Presse, in den Fachorganen „Deutsches Sportecho“ und in der „fuwo“, dem Fachorgan des Fußballverbandes der DDR.

Nachfolgende Schlagzeilen und Textzitate aus entsprechenden Berichten sollen diesen Tatbestand bekunden:

„Betriebsleiter haben ein Herz für den Sport.“
Der Volkssport im Gemeindeverband Laage hat sich gut entwickelt. Betriebe und Sportgemeinschaften arbeiten gut zusammen

„Ein Landwirt auf dem Sportjournalistenkongress.“
Über einen bemerkenswerten Beitrag des Vorsitzenden der LPG (P) Laage, Hans Schäfer, vor Sportjournalisten der Republik in Schwerin

 „Ankündigung der Sportfestwoche 1982.“ Im Beitrag von Siegmund Menzel heißt es dazu u.a.:

„Meilenläufe, Turniere und Familienwettkämpfe“
Einwohner aus allen 26 Orten des Gemeindeverbandes Laage Kreis Güstrow werden auf den Beinen sein, wenn ab Freitag die X. Sportfestwoche ruft. Etwa 2000 Aktive gehen in über 50 Wettbewerben an den Start. Für jeden ist etwas dabei: -Turniere in den Ballsportarten, Vorführungen der Pferdesportler, Kleine Friedensfahrt, Meilenläufe, Fußballspiel Väter gegen Söhne, Musikschau der Spielmannszüge, Familienwettkämpfe sowie Sportlerbälle und Diskotheken.“

„Sport hat bei uns eine große Zugkraft, weil sich alle darum kümmern, Landwirtschaftsbetriebe, Kooperationsrat und besonders die Kommission Kultur, Sport und Erholungswesen, aber auch noch andere Betriebe, betonte der 54jährige Hans Schäfer, Vorsitzender der LPG Pflanzenproduktion Laage und des Kooperationsrates sowie aktiver Volleyballer.“

„Wir pflegen unsere Höhepunkte, aber besonderen Wert legen wir auf regelmäßiges Sporttreiben“

versicherte Klaus Dievenkorn, Vorsitzender der BSG Traktor Laage und Sportinstrukteur des Gemeindeverbandes.

Zentrum des Volksfestes ist das Sportforum im Landstädtchen Laage, wo die BSG Traktor Laage zu Hause ist. Das schmucke Stadion mit gepflegtem Rasen, Kleinfeld- anlagen, eine 48 m lange Schulsporthalle und eine komplette Leichtathletik-Anlage bieten zusammen mit dem Reitplatz und einer 50m Bahn im Schwimmbecken. Voraussetzungen wie man sie eigentlich nur in einer größeren Stadt vermutet. Bei dem erstmals im Sportjahr 1981/1982 im Bezirk Schwerin organisierten Wettbewerb: „Vorbildliche Sporteinrichtung des Bezirks“ gehörte Laage mit der Recknitzkampfbahn, neben Lübtheen, Polz, Banzkow und der Stadt Schwerin mit der Sport-  und Kongresshalle zu den fünf Einrichtungen, die ausgezeichnet wurden.

Ein größeres Lob für die Stadt und für den Sport kann es eigentlich gar nicht geben. Welche Kleinstadt im damaligen Bezirk Schwerin konnte über bessere Verhältnisse und Ergebnisse im Jugendsport und im Breitensport berichten? Diesbezügliche Recherchen ergaben, dass der damalige Slogan: „Laage, ein Zentrum des Sportes im ländlichen Raum“ schon seine volle Berechtigung hatte und schon eine gewisse Einmaligkeit besaß. Nach knapp 12 Jahren endete aber mit der Wende diese bis dahin einmalige Entwicklung. Zur Erinnerung noch einmal die beiden letzten Jahre im Fokus der Presse:

„Laage: Auftakt der Sportwoche im Gemeindeverband“
Da schien halb Laage auf den Beinen, als am vergangenen Samstag der Festumzug in Richtung vom Markt in Richtung Recknitzkampfbahn in Bewegung kam. Kaum, dass dann bei der Eröffnung der Sportfestwoche des Gemeindeverbandes auf dem schmucken Sportgelände die letzten Worte verklangen, liefen zum traditionellen Fußballvergleich die Väter auf der einen und die Söhne auf der anderen Seite auf den Rasen. Und gleich noch einmal rollte der Ball beim anschließenden Spiel der Mannschaft von 1967 gegen Lok Malchin. In den Pausen und danach: Veteranen- Rallye, Zielankunft der Radsportler eines DDR – offenen Wettbewerbs, GST-Motorsportler aus Güstrow boten eine Schau, die Wariner Blasmusik erhielt viel Beifall, an den Verkaufsständen tummelten sich Hunderte Besucher. Sonnabend, kurz nach Sonnenuntergang, startete eine Disko für jedermann auf der erst kürzlich fertiggestellten Rollschuhanlage, die im kommenden Winter gewiss auch den Eisläufern gefallen dürfte. Allgemeines „Oh“ und „Ah“ der zahlreichen Laager Einwohner und der umliegenden Orte beim kleinen Feuerwerk, dem Abschluss des ersten von acht Tagen, in denen der Sport eindeutig das Sagen in diesem Agrar- städtchen übernommen hat.
Eine Leistungsschau der Traktorsportler unmittelbar vor dem XIII. Bauernkonkreß, der in zehn Tagen in Schwerin zusammentritt. Jedoch nicht nur zuschauen, sondern mitmachen, ist das Motiv von Klaus Dievenkorn, dem BSG-Vorsitzenden, und seiner

„Sportfest-Mannschaft“.
Von den Jüngsten im Kindergarten bis hin zu den Rentnern, in Laage herrscht Leipzig-Atmosphäre. Und mittendrin im sportlichen Getümmel auch jene, die beim VIII. Turn-und Sportfest in der Schweriner Vertretung stehen: „Die Traktor- Volleyballer aus der Kreisliga und drei Tischtennis- spieler, die sich bei den Endausscheiden im Bezirk eine Reise zum sportlichen Nationalfest erwarben“.

H. Buschhausen | 11. Mai 1987 in der SVZ.

An dieser Stelle noch ein kurzer Blick auf die Situation im Fußball. Der Stand der Entwicklung des Fußballs, gemessen an der Stellung und Leitung der Sektion Fußball und an den Erfolgen der 1. Männermannschaft, zeigt sich wie folgt:

Während die Sektion Fußball im Laufe des letzten Jahrzehnts zweimal den Ehrentitel: „Vorbildliche Sektion des Deutschen Fußball-Verbandes der DDR“ in den Jahren 1979 und 1987 erringen konnte, hatte die 1. Männermannschaft in dieser Zeit eine der stärksten Phasen und Etappen in ihrer Entwicklung. Im Spieljahr 1980/1981 gelang ihr nach 25 Jahren der erneute Aufstieg in die höchste Spielklasse des Bezirks. Dazu hieß es in der lokalen Presse:

„Nach 25 Jahren weht wieder Bezirksligaluft“
Die Fußballer von Traktor Laage I. schafften in der letzten Saison den Aufstieg.

Danach begannen ganz erfolgreiche Jahre, die nur im Spieljahr 1984/1985 kurz unterbrochen wurden, denn für 1 Jahr musste die I. Männermannschaft wieder in der Bezirksklasse spielen. Danach gab es, bis auf das Spieljahr 1987/1988, nur einstellige Tabellenplätze in der Bezirksliga.

In dieser so erfolgreichen Zeit erhielt der Fußball in allen Bereichen vom Nachwuchs bis zu den Männermannschaften vielfache Unterstützung durch Spieler bzw. Kinder von NVA- Angehörigen aus Kronskamp. Die NVA- Angehörigen wurden für den Trainings- und Wettkampfbetrieb freigestellt. Jahrelang konnte so besonders die 1. Herrenmannschaft gute Fußballer gewinnen und somit stabilisierten und verbesserten sich die Leistungen. Stellvertretend für viele NVA-Spieler seien hier folgende Spieler genannt wie die Torhüter Schubert, Freund und Sebastian sowie die Feldspieler Pocher, Breuer, Kurz, Gideon, Bruhs, Löschner, Jatzek und Hofmann. Aber auch NVA- Offiziere wurden in Laage sesshaft, gründeten Familien und jagten dem runden Leder nach. Beispiele dafür sind u.a. die Sportfreunde Matthias Thümmel, Klaus-Dieter Gräfe und Sascha Ernst, welche auch heute noch aktiv in unserem Verein tätig sind und ihn auf unterschiedliche Weise unterstützen.

Das absolut beste Ergebnis wurde aber im Spieljahr 1990/1991 erreicht. Die Mannschaft erreichte den 2. Tabellenplatz und wurde somit Vizemeister des Bezirkes Schwerin – Nach Beendigung der Sportfestwoche 1988 schrieb Klaus-Dieter Hoffmann u. a. folgendes:

„Laager Sportfestwoche war ein Volltreffer“
Viel Fußball, ein Knüller im Radsport und Kegeln. Dank an alle Helfer. „Die Laager Sportfestwoche war auch in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg. Bereits die Eröffnungsveranstaltung mit dem Bezirksauswahlturnier der Altersklasse 11 im Fußball sowie dem Radsportknüller und dem Spiel Väter und Mütter gegen Söhne zog zahlreiche Zuschauer an. Die Kegler von Traktor Laage hatten sich mit Motor Warnowwerft Warnemünde eine Spitzenmannschaft des Bezirkes Rostock eingeladen. Bei dem Vergleich konnten die Laager ein achtbares Ergebnis erzielen. Motor Warnowwerft kam auf 4191 Punkte, Laage auf 4124 Punkte. Bester Einzelkegler wurde Kurt Wegner, Laage, mit 717 Punkten. Erfreulich war in diesem Jahr, dass die Sektion Handball wieder aktiv mitwirkte. Was wäre die Sportfestwoche ohne die fleißigen Hände im Hintergrund? Zunächst ein großes Dankeschön an Ingrid Eidinger, auf deren Tisch alle Fäden zusammenliefen. Ein Dank geht ebenfalls an die Schulen des Territoriums für die Bereitstellung von Quartieren. Besonders half die Ludwig-Renn-Oberschule Diekhof mit Liegen und Decken. Das Kollektiv des Heizhauses sorgte für warmes Wasser, was nach dem sportlichen Vergleich auch immer wichtig war. Der größte Dank allerdings geht an das Küchenpersonal des Schulspeisegebäudes, das wie in jedem Jahr mit unermüdlichem Einsatz dafür sorgte, dass alle Sportler zu jeder Zeit ihr Essen hatten“.

Wie aus diesem letzten Bericht hervorging, gaben auch die anderen Sektionen der BSG Traktor Laage ihr Bestes zum Gelingen derartiger Großveranstaltungen und sie kämpften hervorragend in ihrer jeweiligen Disziplin um Titel, Pokale und Plätze im Kreis- und Bezirksmaßstab. Mit dem Sportfreund Günter Gaevert im Vorstand des Vereins und mit der Übernahme des Trainingsbetriebes für den außerschulischen Sport durch den Sportfreund Rolf Berndt erlebte auch die Sektion Leichtathletik wieder weitaus bessere Zeiten Ein Beleg dafür ist nicht zuletzt die 1984 durch den Präsidenten des DTSB erfolgte Würdigung für die langjährige verdienstvolle Tätigkeit von Rolf Berndt als „Vorbildlicher Übungsleiter des DTSB der DDR“.

Nach der Wende war dann aber erst einmal Schluss mit derartigen sportlichen Großveranstaltungen. Obwohl viele Aktivitäten auf diesen Veranstaltungen politisch motiviert waren, brachte es dennoch den aktiven Sportlern, den Freizeitsportlern und den Anhängern des Breitensports sowie den Zuschauern Freude und Entspannung, fast ganz im Sinne des Leitmotivs des Männer-Turn-Vereins Laage von 1893, nämlich: „Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei.“ Dabei waren sicherlich die Leitmotive „Fromm“ und „Frei“ im heutigen Sinne betrachtet nicht unbedingt Motive des Sportes in der damaligen Zeit.

Quellen:

Archivmaterial der BSG Traktor Laage, FSV Laage 07 und Laager SV 03, Zeitungsberichte von Sportkorrespondenten

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