Laager Erinnerungen

Eine Zeitreise durch Laage

Portraits Laager Sportler

Rolf Berndt – Laager Leichtathlet auf nationaler und internationaler Ebene

In Berlin wohnend, habe ich seit meinem Weggang aus Laage 1959 nie die Verbindung zu meiner Geburtsstadt, zu meinen Wurzeln, verloren. Den Reiz dieser kleinen Stadt und ihrer Umgebung und ganz besonders die bis heute aufrecht erhaltenen freundschaftlichen Verbindungen wollte ich nicht missen.

Ich verfolgte vieles, was sich in Laage ereignete, vor allem auf sportlichem Gebiet, mit großem Interesse und halte mich auch nicht damit zurück, die Menschen in meinem heutigen Umfeld damit zu „nerven“. Somit ist diesem Kreis mindestens bewusst, dass es da oben im Norden eine Kleinstadt gibt, die auch so manchen Bewohner hervorbrachte, der über die Stadtgrenzen hinaus Bedeutung gewonnen hat. Diese ehemaligen Bewohner sind im Wesentlichen mit den heutigen Informationsmöglichkeiten, so auch aus dem Internet ermittelbar. Wenn man aber Sportler mit bedeutenden Erfolgen sucht, geht man leer aus.

Betrachtet man den Zeitraum nach Ende des zweiten Weltkrieges bis in die 1960er Jahre, dann ist es aber nicht so, dass es in Laage keine auf Landesebene, sprich DDR – Ebene, erfolgreichen Athleten gab. Einer dieser Laager Athleten, den ich an dieser Stelle besonders würdigen möchte, ist Rolf Berndt. Meine erste Berührung mit seiner sportlichen Laufbahn hatte ich Anfang der 1960er Jahre in einer Fernsehübertragung des „Olympischen Tages“ aus dem Friedrich – Ludwig- Jahn-Sportpark, einer Veranstaltung von inter- nationalem Format. Der seinerzeit wohl bekannteste Sportreporter der DDR, Heinz-Florian Oertel, kommentierte den 800 m Lauf und hatte ein besonderes Augenmerk auf den hoffnungsvollen Nachwuchsläufer Rolf Berndt gelegt, dem er das Talent für eine große Zukunft bescheinigte.

Ein Laager Junge beim „Olympischen Tag“, der immer mit internationalen Spitzenathleten gespickt war, das war für mich natürlich was!

Nun aber der Reihe nach. Rolf Berndt, Jahrgang 1942, kam wie viele andere tolle Menschen nach dem Krieg mit seiner Familie als Flüchtling nach Laage. Bereits in seiner Schulzeit erweckte er mit seinem Lauftalent die Aufmerksamkeit des zur damaligen Zeit im Laager Sportgeschehen so wirkungsvollen und bereits an anderer Stelle gewürdigten Sportlehrers und Funktionärs Willy („Papi“) Arndt. Bei der Abschlussprüfung der zehnten Klasse 1958 lief Rolf Berndt über 100 m bereits eine Zeit im 12- Sekundenbereich und über 1000m unter 3 Minuten. Das veranlasste Willi Arndt, ihn zum regelmäßigen Abendtraining der Leichtathletikgruppe zu bewegen.

In Güstrow absolvierte Rolf Berndt von 1958 bis 1961 eine zweieinhalb Jahre dauernde Lehre als Kraftfahrzeugschlosser und das hieß, täglich nach Güstrow zu fahren und abends in Laage noch fleißig zu trainieren.

Im ersten A-Jugendjahr trainierte er schon mit Erwachsenen wie Gernot Meyer, Lotti Oberberg, geb. Steinfeldt und dem Lehrer Bernhard Groh. Die ersten Erfolge stellten sich durch das regelmäßige Training auch bald ein.

Im Frühjahr 1960 gewann Rolf Berndt bei den Bezirksmeisterschaften in Bad Wilsnack die Silbermedaille im Crosslauf. Dieser Erfolg berechtigte seine Teilnahme an den DDR Cross-meisterschaften über 2500 m in Berlin, wo er einen beachtlichen Mittelplatz belegte.

Im Sommer des gleichen Jahres wurde er dreifacher Bezirksmeister der A – Jugend über 100 m, 400 m und 800 m. Kein Konkurrent konnte ihm im Bezirksmaßstab das Wasser reichen. Mit seinen Leistungen erfüllte er die Norm für die Teilnahme an den DDR-Jugendmeisterschaften 1960 in Schwerin. Als einziger Athlet einer Betriebssportgemeinschaft (BSG) und nicht eines Sportclubs wurde er vierter über 400 m und im Rahmen dieser Meisterschaften als bester Landsportler der DDR ausgezeichnet.

Bei den Bezirksmeisterschaften der Berufsschulen 1960 gewann er über 100 m und belegte den 2. Platz über 1000 m und erreichte damit die Qualifikation für die DDR – Berufsschulmeisterschaften in Altenburg, wo er mit der 3 mal 1000 m Staffel des Bezirkes Schwerin die DDR – Berufsschulmeisterschaft gewann.

Der absolute Höhepunkt im Jahr 1960 war das III. Zentrale Landsportfest der DDR mit internationaler Beteiligung aus Ungarn und Polen. Auch hier war Rolf Berndt der erfolgreichste Nachwuchsathlet mit drei Goldmedaillen über 100 m, 400 m und 800 m.

Bereits Mitte der 1950er Jahre wurden in der DDR zur Herausbildung und Konzentrierung von Leistungssportlern Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) und Sport- Clubs (SC) gegründet. So gab es in Güstrow eine KJS und in Schwerin den SC Traktor. Schon 1960 bekundete der SC Traktor Interesse an einer Delegierung Rolf Berndts in den Club.

Der zum Leichtathletiktrainer ausgebildete und beim SC Traktor Schwerin tätige Hans Janzon, bis 1955 noch Übungsleiter in Laage, wollte Rolf Berndt unbedingt nach Schwerin in den Club holen und trainieren. Zu diesem Zeitpunkt scheiterte ein Wechsel nach Schwerin wegen der noch nicht abgeschlossenen Berufsausbildung.

Unabhängig davon gab es im Herbst 1960 die erste Einladung vom Leichtathletikverband ins Trainingszentrum des DDR Spitzensports nach Kienbaum, das nach der Wiedervereinigung zum Bundesleistungszentrum für den gesamten deutschen Spitzensport, d.h. für nahezu alle Sportdisziplinen genutzt wird. Im Laufe der folgenden Jahre wurden die Einladungen nach Kienbaum für Rolf Berndt zur Regelmäßigkeit. Hier fanden u. a. für die Mittel- und Langstreckenläufer die Sichtungslehrgänge und Trainingscamps des Deutschen Verbandes für Leichtathletik (DVfL) statt.

Bei einem am 08./09.10.1960 in Anklam durchgeführten Jugendvergleichskampf der Nordbezirke Schwerin, Rostock und Neubrandenburg lief Rolf Berndt persönliche Bestzeit über 800 m und wurde hinter dem amtierenden DDR-Jugendmeister Hartwig aus Rostock über 400 m und 800 m jeweils zweiter. Obwohl die Zeit von 1.58,5 Min. über 800 m von ihm als A – Jugendlicher erzielt wurde, wäre er im Jahr 2016, also 56 Jahre später, mit dieser Zeit bei der Landesmeisterschaft von Mecklenburg–Vorpommern in der Altersklasse U. 20 noch Meister geworden.

Im März 1961 erfolgte dann die Delegierung zum SC Traktor nach Schwerin. Das Clubinternat in Zippendorf am Schweriner See und die Trainingsstätten des Sportclubs wurden nun zu seiner neuen Heimat. Anfänglich waren neben den Leichtathleten die Boxer, die Volleyballer, Fußballer und Turner seine Mitbewohner. Sein Trainer wurde Hans Janzon.

Mit seiner Delegierung zum Sportclub war er folgerichtig in die Dimensionen des Leistungssports eingebunden. Das Training erfolgte in einem für ihn bis dahin unbekannten Härtegrad. Er nahm die Belastung in vollem Maße an und entwickelte auch den Ehrgeiz, zusätzliche Trainingseinheiten zu absolvieren. Die Zielstellung war die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1964 in Tokio.

Rolf Berndt wurde in den Olympia-Kader der DDR aufgenommen.

Zu seiner Trainingsgruppe im Sportclub gehörten u. a. so bekannte Athleten wie Gertrud Schmidt (u.a. 1964 siebter Platz über 400 m in Tokio, 1968 DDR – Rekord und gleichzeitig gesamtdeutsche Bestleistung über 800 m, 1969 beteiligt am Weltrekord im 4 mal 800 m Staffellauf), Jürgen Flehr (u.a. als 800 m Läufer, 1965 dreimal in der DDR-Auswahl eingesetzt, 1965 und 1966 DDR-Hallenmeister, seit 2005 Präsident des Landes- sportbundes Mecklenburg-Vorpommern und 2013 vom DLV mit dem Hanns-Braun-Preis für besondere Ver- dienste in der Führung der deutschen Leichtathletik ausgezeichnet), Gerhard Lange (u.a. 1966 DDR- Marathonmeister), Klaus Schimmagk (über 5000 m zugehörig zur DDR-Spitzenklasse und später Sport- journalist der Schweriner Volkszeitung). Die Galions- figur der SC Traktor Leichtathleten war aber zweifellos Walter Krüger (1960 Silbermedaille im Speerwurf bei den Olympischen Spielen in Rom). In diesem neuen Umfeld fühlte sich Rolf Berndt von Anfang an wohl.

Der erste Wettkampf als Mitglied des Sportclubs war das Pfingstsportfest 1961 in Jena und Weimar mit internationaler Beteiligung sowie der DDR – und BRD – Elite. Seine ersten Wettkämpfe im Ausland bestritt er bereits als 19-Jähriger 1961 in Polen und Ungarn. Es waren die ersten Auslandsreisen für den jungen Athleten Rolf Berndt. Zu dieser Zeit hatten Auslands- reisen, verbunden mit internationalen Wettkämpfen, einen ganz anderen Stellenwert als in der heutigen Zeit. Hinzu kam, dass die Gastgeber, speziell die Ungarn, Aufenthalte bis zu einer Dauer von vierzehn Tagen mit einer Reihe touristischer Fahrten ins Inland, wie auch eine Schiffsfahrt auf dem Balaton, ermöglichten. Diese Erlebnisse brachten einen Motivationsschub für das nachfolgende Training. Bei diesem Aufenthalt in Balatonboglar am Plattensee wurden die Athleten vom Bau der Berliner Mauer am 13. August überrascht. Die Betroffenheit war groß aber keiner konnte die damit im Zusammenhang gestellten Fragen beantworten. Man ahnte höchstens, dass sich die Teilnahme an Wett- kämpfen außerhalb des Sozialistischen Lagers eventuell erschweren könnte.

Ein besonderes Erlebnis hatte Rolf Berndt noch 1961, als er Hans Grodotzki, den Silbermedaillen-Gewinner über 5000 m und 10000 m der Olympischen Spiele von Rom 1960, bezwingen konnte, der sich bei einem 800- Meter- Lauf einem Schnelligkeitstest unterzog.

Im Jahr 1962 vollzog Rolf Berndt einen neuen Schritt für seine berufliche Entwicklung. Man muss wissen, dass die Kadersportler in der DDR beste Trainingsvoaussetzungen zur Erreichung von Spitzenleistungen hatten. Sie waren Angestellte eines volkseigenen Betriebes oder einer Organisation und wurden von diesen für das Training freigestellt. Sie konnten sich also voll auf ihr Training konzentrieren. Rolf Berndt hatte eine Anstellung beim Deutschen Turn und Sportbund (DTSB). Außerdem erwarb er an der Volkshochschule Schwerin die Hochschulreife und absolvierte erfolgreich die Aufnahmeprüfung an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) Leipzig. Ab 1962 studierte er parallel zu Training und Wettkämpfen im Fernstudium und arbeitete als Sportassistent an einer Polytechnischen Oberschule in Schwerin. 1967 beendete er sein Studium als Diplomsportlehrer. Ab 1961 wurde das Wintertraining als Basis für eine Leistungssteigerung im Sommer forciert. Außerdem wurde in Anlehnung an die Trainingsmethode des mehrfachen Olympiasiegers Emil Zatopeks ein verstärktes Intervalltraining eingeführt. Das Krafttraining wurde ebenfalls gesteigert.

Im Gegensatz dazu setzten die Mittel- und Langstreckler des SC Turbine Erfurt nicht nur auf das Intervalltraining, sondern noch auf andere Modelle des Ausdauertrainings. Die von den Erfurtern, wie Siegfried Herrmann (u.a. mehrfacher DDR-Meister und Rekordhalter, 1965 Weltrekord über 3000 m), Manfred Matuschewski (u.a. neunfacher DDR Meister über 800 m, 1962 und 1966 Europameister, 1967 Sieger über 800 m und 1500 m beim Europapokalfinale in Kiew) und Jürgen May (u.a. Europarekordler über 1500 m und Weltrekordler über 1000 m) erzielten Leistungen sprachen für diese Trainingsmethodik.

Das bis 1962 erreichte Leistungsniveau von Rolf Berndt führte zu einer Nominierung für den Juniorenländerkampf mit den Skandinavischen Ländern im Rahmen der jährlich in Rostock stattgefundenen Ostseewoche, bei dem er über 800 m vor dem Dänen Egon Nielsen siegreich war. Einige Teilnehmer dieses Länderkampfes der DDR-Mannschaft bestimmten später das Weltniveau in ihren Disziplinen, wie z. B. Wolfgang Nordwig im Stabhochsprung oder Hartmut Losch im Speerwurf.


Aufstellung der Nationen zum Juniorenländerkampf im Rahmen der Ostseewoche 1962

Nach diesem Länderkampf verband Rolf Berndt ein langjähriger Briefkontakt mit Egon Nielsen, der aber auf Dauer nicht aufrechterhalten werden konnte, da ein persönlicher Besuch auf Grund der politischen Verhältnisse nicht möglich war.


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Bei den 13. DDR – Leichtathletikmeisterschaften 1962 in Dresden wurde der 800 m Lauf aus dem Programm ausgekoppelt und dafür als „Rudolf Harbig Gedenk- lauf“ mit internationaler Beteiligung durchgeführt. Rudolf Harbig war ein im zweiten Weltkrieg gefallener deutscher Weltrekordler über 800 m.

Im Vorlauf des Gedenklaufes wurde Rolf Berndt auf der Zielgraden um eine zehntel Sekunde vom aktuellen Europameister Manfred Matuschewski abgefangen. Mit 20 Jahren als jüngster Teilnehmer des Endlaufes reichte es dann zum fünften Platz. Sieger des Gedenklaufes war Matuschewski vor einem ungarischen Athleten. Ein nicht nur für ihn sehr bewegender Moment war die von der Witwe und der Tochter Rudolf Harbigs für alle Teilnehmer des Endlaufes durchgeführte Siegerehrung. Der ausgefallene Meisterschaftslauf über 800 m wurde in Zittau im Rahmen der DVfL-Pokalrunde der Leichtathletikclubs nachgeholt. Rolf Berndt wurde sechster.


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Bei den DDR-Juniorenmeisterschaften 1962 wurde er Vizemeister hinter einem Erfurter Athleten.

Im Wintertraining 1962/63 erfolgte eine weitere Intensivierung im Ausdauerbereich, wobei die Skilager in Oberwiesenthal und Johanngeorgenstadt an die Grenzen der Belastbarkeit gingen aber die Grundlage für eine weitere Leistungssteigerung waren. Ein Höhepunkt im Jahr 1963 war der Einladungslauf über 800 m vor

100.000 Zuschauern beim Turn- und Sportfest im Leipziger Zentralstadion in der Halbzeit eines Fußballspiels des FC Lok Leipzig gegen eine Moskauer Stadtauswahl. Ein überwältigendes Erlebnis. Jeder Läufer wurde einzeln vorgestellt. Die Kulisse tat ihr Übriges – Gänsehaut pur.

In einem im gleichen Jahr durchgeführter Länderkampf der Junioren am 6. und 7. August gegen Polen in Zielona Gora siegte Rolf Berndt über 800 m vor dem Polen Zelasny und Fassinger (DDR). Den Länderkampf gewann die DDR-Mannschaft sehr deutlich.

Die DDR-Meisterschaft 1963 in Jena wurden für Rolf Berndt dann aber leider zum Fiasko. Nach guten Aufbauwettkämpfen und dem harten Wintertraining voller Hoffnung auf Erfolg, siegte er noch im Vorlauf über 800 m, wurde aber im Zwischenlauf durch eine Rempelei zu Fall gebracht und musste damit jegliche Chance auf eine gute Platzierung begraben. Hinzu kam noch eine durch den Sturz verursachte Fußverletzung, welche einen Trainingsausfall zur Folge hatte.

Die Endkämpfe der Meisterschaft 1963 musste sich Rolf Berndt nunmehr auf Grund seiner Verletzung notgedrungen von der Tribüne ansehen. Dabei wurde er Zeuge von zwei außergewöhnlichen Ereignissen. Der Endlauf über 1500 m hatte zwei absolute Favoriten, Jürgen May und Siegfried Valentin. Beide lieferten sich einen erbitterten Zweikampf. May zog ca. 300 m vor dem Ziel, also viel zu früh, den Endspurt an und Valentin ging mit. Sie verausgabten sich beide derart, dass May vor dem Zieleinlauf die Bahn verließ und sich völlig erschöpft auf den Rasen warf und Valentin ebenfalls völlig übersäuert ins Niemandsland zurückfiel. Lachender Dritter war Kruse aus Halle, der sich mit dem Meistertitel schmücken durfte.

Ein tragisches Ereignis überschattete den 3000 m Hindernislauf. Der führende Hermann Buhl vom ASK Vorwärts Berlin war im Begriff, eine neue Jahresweltbestleistung zu laufen, als ihm beim letzten Überqueren des Wassergrabens die Achillessehne riss und damit der Meistertitel und die Weltjahresbestzeit buchstäblich ins Wasser fielen.

Nach Auskurieren der Verletzung konnte das Training wiederaufgenommen werden und weitere Wettkämpfe folgten.

Ein schöner Erfolg konnte 1963 noch verbucht werden als Rolf Berndt mit seinen Clubkameraden Flehr und Schimmagk in Perleberg im Rahmen eines Vergleichskampfes der Sportclubs der DDR über 3 mal 1000 m vor den eigentlichen Favoriten, dem Armeesportclub (ASK) Vorwärts Berlin und dem SC Dynamo Berlin gewann.

Die Form stimmte wieder, und es folgte eine erneute Auslandsreise, eine Nominierung für das „Garsowski- Memorial“ in Polen. Gemeinsam mit den Konkurrenten Ralf Christiner und zwei weiteren Athleten ging es auf die Reise. Gegen internationale Konkurrenz erlief sich Rolf Berndt einen vierten Platz.

Für die Olympiasaison 1964 fanden einige neue Akzente Eingang in die Trainingsmethodik. Das Wintertraining wurde jetzt noch stärker auf die Ausdauerkomponente konzentriert. Das hatte auf die Ergebnisse der jährlich im Labor des DTSB in Kreischa ermittelten medizinischen Leistungswerte positive Auswirkungen. Die ersten Bahnwettkämpfe in Potsdam, Jena und Rostock waren vielversprechend und ließen planmäßigen Formanstieg erkennen. Die Konzentration richtete sich jetzt ausschließlich auf die bevorstehenden Olympischen Spiele, dem absoluten Höhepunkt jeder Sportkarriere. Zu den Olympischen Spielen in Tokio trat eine gesamtdeutsche Mannschaft an.

In dieser Phase ereilte Rolf Berndt bei den Bezirksmeisterschaften im Juni in Güstrow in der Sprintstaffel über 4 mal 100 m erneut das Verletzungspech. Eine langwierige Verletzung der Oberschenkelmuskulatur ließ über Wochen kein Training zu. Das Auskurieren dieser Verletzung bedingte, dass wertvolle Zeit in der Olympiavorbereitung verging. Anfang August siegte er aber wieder beim Abendsportfest in Potsdam und lief in Leipzig beim Nationalen Sportfest des SC Wissenschaft DHfK auf einen zweiten Platz. Eine Woche später beim Abendsportfest in Schwerin lief er dann die Olympianorm von 1:48,8.

Leider zu spät für die Teilnahme an den Ausscheidungs- kämpfen mit den Athleten der BRD.

Für einen Athleten, der sich jahrelang intensiv und unter Inkaufnahme vieler Entbehrungen auf diesen Punkt vorbereitet hatte, war es für Rolf Berndt eine große Enttäuschung, so auch für den Trainer Hans Janzon. Bei näherer Betrachtung stand Rolf Berndt aber mit seinen 22 Jahren überhaupt erst am Beginn einer hoffnungsvollen Laufbahn. Für die Teilnahme an den Spielen qualifizierten sich Manfred Matuszewski (DDR) sowie Manfred Kinder und Dieter Bogatzki (beide BRD). Um die Motivation zur weiteren Steigerung der Leistungen auf einem hohen Niveau zu halten, vor allem bei den jungen Athleten, die die Olympianorm nicht rechtzeitig erreicht hatten, nominierte der DVfL Rolf Berndt, den späteren Klasseläufer über 5000 m und 10 000 m Jürgen Haase vom SC Leipzig, den 3000m Hindernisläufer Günter Köhler vom SC Einheit Dresden und den Speerwerfer Bade vom ASK Vorwärts Berlin auf Einladung des marokkanischen Leichtathletikverbandes zu Wettkämpfen in Marokko. Das war natürlich eine Riesenüberraschung für die jungen Athleten, zumal es sich um ein Königreich handelte, zu dem die DDR keine diplomatischen Beziehungen pflegte. Das bedeutete wiederum, die Visa- Beschaffung musste über Moskau erfolgen, was auch relativ reibungslos klappte. Geflogen wurde über Prag und Zürich in eine für DDR-Bürger zur damaligen Zeit normalerweise schier unerreichbare Region.

Die Einladungs-Wettbewerbe waren ein „Cross der Nationen“ über 4000 m in der Hauptstadt Rabat und ein „Internationales Sportfest“ in Casablanca. Die Cross-Distanz war für einen 400 m und 800 m Läufer wie Rolf Berndt doch ein wenig zu lang. Er musste mit Milzbeschwerden leider aufgeben. Sieger war der Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele in Tokio über 10 000 m, der Tunesier Mohamed Gamoudi, vor dem Engländer Kelby und Jürgen Haase. In Casablanca wurde Rolf Berndt über die 1000 m Distanz hinter Jürgen Haase und vor dem marokkanischen Rekordhalter Zweiter.

Die marokkanischen Gastgeber beließen es aber nicht bei den beiden Wettkämpfen, sondern gestalteten die drei Wochen Aufenthalt für die ausländischen Teilnehmer zu einem einmaligen Erlebnis. Ihnen wurde die Historie des Landes dargelegt. Sie tauchten in den orientalischen Kulturkreis eines fernen Landes ein und konnten deren Gegebenheiten studieren, so auch das Feilschen auf den Basaren, ohne das kein „Kaufvertrag“ zu Stande kam. Eine bunte und bewegte Atmosphäre voller tiefgreifender Eindrücke. Man organisierte Tagesausflüge ins Innere des Landes, z. B. nach Meknes, der ehemaligen Königs- und Hauptstadt der Alewiden (1672- 1727) und nach Moulay-Idriss, dem heiligsten Ort Marokkos


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Eine weitere Schilderung der Vielzahl an Eindrücken und Erlebnissen würde den Rahmen dieser Ausführungen sprengen.

Unerwähnt sollte aber nicht bleiben, dass diese Reise direkt über Weihnachten und den Jahreswechsel erfolgte. Beide Feste wurden in kurzen Hosen unter Palmen gefeiert. Am Heiligabend wurde im Atlantik gebadet. Damit war es an diesen Feiertagen aber nicht abgetan. Natürlich ließen es sich die Gastgeber nicht nehmen, die Athleten zu einem festlichen Bankett in das Hotel zu bitten.


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Rundherum eine tolle Entschädigung für die verpasste Teilnahme an den Olympischen Spielen. Voller Euphorie landete man Ende Januar 1965 wieder in der Heimat. Das neu ausgegebene Ziel lautete: Teilnahme an den Leichtathletik-Europameisterschaften 1966.

Es kam aber doch anders als erhofft. Der über vier Jahre betriebene Hochleistungssport verlangte seinen Tribut. Rolf Berndts überstandene Verletzungen hatten unerwartete Nachwirkungen in Form von Beschwerden im Bewegungsapparat. Vier Jahre hartes Training und noch härtere Wettkämpfe, die zweifellos an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit und darüber hinaus gingen, verlangten eigentlich eine Regenerationsphase. Diese wollte und konnte man nicht gewähren. Rolf Berndt zog die Konsequenzen und entschied sich schweren Herzens für die Beendigung seiner Laufbahn als Leistungssportler.

Nun stellte sich natürlich die Frage nach seiner Zukunft, vor allem aus beruflicher und familiärer Sicht. Im Besonderen stand das Problem, das Studium an der DHfK, das mit dem Hochleistungssport nur schwer in Einklang zu halten war, erfolgreich abzuschließen. Nach dem dritten Studienjahr stand die zweite Lehrerprüfung bevor, die er unbedingt absolvieren wollte. Ein angebotener Aufschub auf Grund der sportlichen Belastung kam für ihn ohnehin nicht in Betracht. Sein Ziel war es, unbedingt wieder nach Laage zu gehen und dort als Sportlehrer zu arbeiten.

Mit der erfolgreichen Verteidigung der Jahresabschlussarbeit am Ende des dritten Studienjahres 1965 bestand er die zweite Lehrerprüfung und erwarb die Lehrbefähigung für die Oberstufe im Fach Sport.

Eine Tätigkeit in Laage klappte erst mit einem Jahr Verzögerung. Sein früherer Mentor Willi Arndt verhalf ihm aber zu einer Überbrückung, einer Anstellung als Sportlehrer an der Südstadtschule in Güstrow. Ab 1966 begann seine Tätigkeit als Sportlehrer in Laage. Noch im gleichen Jahr trat der Sportclub an ihn heran, um seine Reaktivierung zu erreichen. Das wiederholte sich auch 1969, diesmal aber mit dem Angebot, die Mittelstreckler des SC Traktor Schwerin zu trainieren.

Beide Angebote lehnte er ab. Er wollte in Laage endgültig Fuß fassen. Mit der Eröffnung der Polytechnischen Oberschule „Louis Fürnberg“ 1967 wurden Rolf Berndt und Günter Gaevert Sportlehrer an dieser Schule. Am 2. November des gleichen Jahres kam aber die Einberufung zum Wehrdienst in die NVA. Nach Absolvierung des Wehrdienstes begann er voller Elan und mit großer Begeisterung seine Tätigkeit als Sportlehrer. Sein Ziel war die umfangreiche Körperertüchtigung der Mädchen und Jungen durch den Schulsport und das Training im außerschulischen Sektor. Dabei kamen ihm seine Qualifikation als Diplomsportlehrer und die Erfahrungen als Leistungssportler natürlich zugute.

Die kurzen Wege von der Schule zu den Sportstätten in Laage waren im Sommer optimal. Zur allgemeinen Konditionierung der Schüler wurden die damals noch breiten Wege im Laager Wald genutzt. Zusätzlich schaffte man sich im Wald weitere Übungsanlagen zur Sprungschulung und auch einen Volleyballplatz.

Im Winter gab es das große Problem einer fehlenden Sporthalle für den Unterricht und den außerschulischen Sport. Jahrelang musste man sich mit Provisorien wie den Tanzsaal in der Gaststätte „Stadt Brandenburg“ behelfen. Die Erfolge blieben aber trotzdem nicht aus. Eine deutliche Anhebung des Niveaus des Schulsports und des außerschulischen Sports in Laage wurde durch die Indienststellung der neu erbauten Sporthalle 1979 erreicht.

In den folgenden Jahren gehörte die Louis-Fürnberg-Schule zu den erfolgreichsten Schulen des Kreises in der Sportbewegung, in den leichtathletischen Wettkämpfen um die Staatsratsurkunde, in den Pionier- und FDJ-Pokalrunden in der Leichtathletik, in den Ergebnissen im Fach Sport der zehnten Klassen und im Stand der Schwimmausbildung. Anerkennungsurkunden des Kreises und des Bezirkes verdeutlichen die Entwicklung bis 1989.

1969 erfolgte eine Neustrukturierung der Sektion Leichtathletik in der BSG Traktor Laage. Günter Gaevert wurde Sektionsleiter und Rolf Berndt übernahm den Trainingsbetrieb für den außerschulischen Sport. Für die Unterstufe übernahmen Lotti Oberberg und Ursula Klein die Übungsgruppe.

Im Rahmen der seinerzeit zur komplexen Talentsichtung auf DDR-Ebene praktizierten Spartakiadebewegung stellten sich dann auch bald die Erfolge bei Kreis- und Bezirksspartakiaden ein, so dass man Mitte der 70er Jahre nicht umhinkam, Laage zum Trainingsstützpunkt für Leichtathletik zu deklarieren. Ziel dieser Maßnahme war die Vorbereitung talentierter Jugendlicher auf eine Einschulung in die KJS, also auf eine Zukunft als Leistungssportler. Die damals beteiligten Jugendlichen und Schüler werden sich heute bestimmt gerne an diese Zeit und an das Wirken von Rolf Berndt und seinen Mitstreitern erinnern.

Ein Beleg für Rolf Berndts Aktivitäten als Sportlehrer und Übungsleiter ist nicht zuletzt die 1984 durch den Präsidenten des DTSB erfolgte Würdigung für die langjährige verdienstvolle Tätigkeit im DTSB der DDR als „Vorbildlicher Übungsleiter des DTSB der DDR“.

Nach 1989 ergab sich mit der Wiedervereinigung Deutschlands eine völlig neue Situation im schulischen und außerschulischen Sportgeschehen. Bewährte Strukturen und Wettkampfformen konnten nicht aufrechterhalten werden und alles zielte auf einen Neuanfang auf der Grundlage des Sportsystems der alten Bundesrepublik Deutschland.

Nun ist es nicht so, dass das Wirken Rolf Berndts sich nur auf die Leichtathletik beschränkte. Zu seinen Verdiensten im Laager Schwimmsport und im Handball, hier als Aktiver und als Übungsleiter, wird in anderen Beiträgen berichtet.

Quellen:

Presseveröffentlichungen, Belege über persönliche Erfolge Rolf Berndts und Erfolge des Laager Schulsports aus seinem Archiv, Rolf Kellermann, Erinnerungen an den Sportler Rolf Berndt, Persönliche Gespräche mit Rolf Berndt.

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