Eine Sportart mit großer Familienbindung
Es mag seltsam erscheinen, dass ich über den Laager Reitsport berichte, obwohl ich selbst kein aktiver Reitsportler war. Da ich mich aber in meinem bisherigen Leben immer für alle Sportarten interessiert habe, war es für mich ein besonderes Bedürfnis über den Pferdesport zu schreiben, damit auch diese Sportart einen gebührenden Platz in unseren Veröffentlichungen findet.
Der organisierte Pferdesport in Laage hat zwar noch keine so lange Geschichte, es ist aber eine Geschichte mit einer besonderen Entwicklung, zumindest auf unsere unmittelbare Heimat bezogen. Ich kann sicherlich davon ausgehen, dass es in vielen Kleinstädten von Mecklenburg, so u.a. auch in Laage, erst ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Pferdesport organisiert betrieben wurde. Bis dahin gab es auch in Laage noch keinen Sportverein, der sich als Reitverein ausgab bzw. eine derartige Abteilung oder Sektion besaß.
Träger des Pferdesports nach dem II. Weltkrieg war auf dem Gebiet der DDR zunächst die Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Die Gesellschaft für Sport und Technik war eine vormilitärische Massenorganisation der DDR und bildete einen Dachverband für technische Sportarten. So gab es bis 1960/1961 in der GST u.a. auch die Sektion Pferdesport. Eine derartige Sektion hatte sich auch bereits im Herbst 1954 in Laage gebildet. Das war somit die Geburtsstunde des organisierten Pferdesports in Laage. Alle Pferde, die der Sektion zu Beginn zur Verfügung standen, waren Arbeitspferde, die von örtlichen Betrieben der Stadt, sowie von einigen Bauern aus den umliegenden Dörfern wie u.a. von Fam. Kellermann und Fam. Peikmann (Dolgen /Groß-Lantow) und Fam. Böppke (Kronskamp) zur Verfügung gestellt wurden.
Erste Stallungen für die Unterbringung der Pferde waren auf dem Grundstück von Heinrich Auge. Der erste Sektionsleiter war der Schmiedemeister Franz Metz aus Laage. Als Trainings- und Reitplatz diente das Gelände am Friedensberg (Judenberg). Das Sattel- und Zaumzeug sowie Wagen und Kutschen waren Privatbesitz. Eine Teilnahme an Turnieren war zunächst nur in der näheren Umgebung möglich, denn einen Pferdetransporter hatte die Sektion zur damaligen Zeit noch nicht. In der Sektion selbst waren die Mitglieder bestrebt alle Disziplinen des Pferdesports zu entwickeln. Dressur, Vielseitigkeit, Springen, Ein-, Zwei- und Vierspännerfahren standen auf dem Programm, wurden trainiert und je nach Leistungsfähigkeit der Reitsportller auf den Meisterschaftsturnieren und bei Pferdesportverstaltungen eingesetzt.
Zu den ersten Reitern gehörten: Fritz Kammel, Willi Wiencierkowski, Dieter Wulf, Christian Kellermann und Adolf Peikmann. Auch Schulkinder wie Eberhard Kellermann, Edmund Nehls, Manfred Schwindler, Horst Gratias, Dieter Hoth, Bärbel Girschewski und Elke Westen. Zu einem späteren Zeitpunkt kamen noch Peter Guthmann und Jochen Schmidt aus Levkendorf, Franz Kellner und Willi Fahrland aus Jahmen und Werner Gehrmann aus Kobrow dazu. Im Jahre 1955 wurde der Tierarzt Hans Girschweski Mitglied der Sektion Pferdesport. Er übernahm u. a. die tierärztliche Betreuung der Pferde, qualifizierte sich zum Preisrichter und war viele Jahre auf allen Turnieren in der Umgebung präsent.
Im Jahre 1961 wurde der Pferdesport aus dem Dachverband der GST ausgegliedert und als neue Sektion in die BSG Traktor Laage integriert. Sie erhielt 3 Reitpferde, die in den Stallungen der ehemaligen Milchhandlung der Familie Dohse untergebracht wurden. Die Fütterung und Pflege der Pferde wurde ehrenamtlich von Erich Hennings übernommen. Er war viele Jahre Sektionsleiter. Ohne seinen unermüdlichen Einsatz und die große Liebe zu den Pferden, hätte man den Laager Reitsport zur damaligen Zeit nicht aufrechterhalten können.
Hilfe und Unterstützung, insbesondere für den Pferdetransport, kam auch von der LPG – Breesen, vom VE Gut Laage und vom Schlachthof Rostock. Finanzielle Unterstützung kam von der Stadt Laage. In den 1960er- Jahren wuchs das Interesse am Reitsport und damit natürlich auch die Mitgliederzahl. Speziell für Kinder wurde eine Voltigiergruppe zunächst unter der Leitung von Hans Girschweski aufgebaut, die später unter der Leitung von Horst Bartz erfolgreich weitergeführt wurde.
Auf dem Bild v.l.n.r. : Voltigierpferd „ Deshauerin“, Tierarzt Dr. Hans Girschweski und die Reiterinnen: Angela Wohlbrandt, Christina Bull, Rainer Reese, Frank Wöhlbrandt, Frank Pohle, Angelika Fuchs, Andrea Wöhlbrandt und Ralph Wöhlbrandt
In den 1970er- Jahren wurden die Reitpferde, inzwischen war die Anzahl auf 5 Stück angewachsen, in den Stallungen der Stadt Laage (ehemaliges Gehöft der Fam. Paul Lüth) untergebracht. Das Futter für die Pferde lieferte kostenlos das VE-Gut Laage. Ende der 1970er- Jahre wurde der Reitplatz vollkommen umgestaltet. Es wurde eine Flutlichtanlage installiert und ein neuer Richterturm gebaut. Auch Unterstellmöglichkeiten für die Hindernisse und ein Sanitärtrakt kamen dazu. Durch diese Investitionen verbesserten sich die Bedingungen für das Training und für die Turnierveranstaltungen, die regelmäßig stattfanden. In den 1980er- Jahren konzentrierten sich die Reiterinnen und Reiter hauptsächlich auf den Dressur- und Springsport. Es wurden viele Siege und Platzierungen erreicht. Roland Elsner mit dem Pferd „Fantom“ errang erste Plätze im Dressurreiten. Mitglieder wie Hans-Peter Ladig und Ekhard Osterloh machten ihr Hobby zum Beruf. Nach einer Lehre im Gestüt Ganschow und Delegierungen an das Hauptgestüt Neustadt – Dosse wurden sie Mitglieder der Springreiternationalmannschaft der DDR. Einen der größten Erfolge erzielte Ekhard Osterloh bei den DDR- Meisterschaften im Springreiten 1980. Er wurde Vizemeister der DDR. Auch Henning Osterloh war ebenfalls im Springreiten erfolgreich und nahm an Kreis-, Bezirks- und DDR- Meisterschaften teil.
Mit der Wende 1990 wurde dann aus der Sektion Pferdesport der BSG Traktor Laage der Laager Reitverein e. V. gebildet. Vorsitzender des neuen Vereins wurde Wilhelm Elsner.Zu den weiteren Vorstandsmigliedern gehörten Marita Osterloh (Stellvertreter), Roland Elsner (Jugendwart), Thomas Lindemann (Sportwart) und Katrin Elsner (Kassenwart).
In den 1990er- Jahren wurde die Reitanlage am Judenberg durch Vandalismus stark beschädigt und es bedurfte große Anstrengungen die Anlage für das Jahr 1999 zu den Kreisjugendsportspielen wiederherzurichten.
Viele weitere Eintages- und Zweitagesturniere fanden in der Folgezeit statt. Die Kleinstadt Laage wurde an diesen Tagen zum „Eldorado“ der Pferdesportler. Viele Generationen, junge und alte Pferdesportler, trafen sich an den Turniertagen, kämpften gegeneinander und tauschten sich aus. Zwischenzeitlich hatte der Verein selbst keine eigenen Reitpferde mehr. Sie befanden sich mittlerweile alle in Privatbesitz und wurden teilweise der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt bzw. als Eigentümer beritten. Im Jahre 2011 fand dann das letzte Turnier in Laage statt, da weitere Turniere für den Verein nicht mehr finanziell getragen werden konnten.
Seit Bestehen des Pferdesports in Laage gab es viele Menschen, insbesondere auch Jugendliche, die diesen Freizeitsport ausübten. Sie erhielten dabei eine Ausbildung in der Dressur und im Springen. Ausritte in die Umgebung waren und sind noch immer beliebt, denn sie vertiefen die Beziehung zwischen dem Pferd und dem Reiter Denn beide sind auf Reitveranstaltungen voll gefragt. Harte Arbeit und die Liebe zum Pferd schaffen die Grundlagen für Erfolge. Diese Einheit zwischen harter Arbeit mit dem Pferd und die Liebe zum Pferd, versuchen Katrin und Roland Elsner ihren Schützlingen im Training immer wieder beizubringen. Den Beweis für den Erfolg lieferte die Reitsportlerin Susanne Voß, die im Laager Reitverein aufgewachsen ist und viele Kreismeisterschaften in der Dressur errungen hat. In der Zeitung las man dazu folgendes: „Laagerin holt Dressur -Titel“ – In der Dressur holte sich Susanne Voß in der Altersklasse ab 19 Jahre den Kreismeistertitel. Die 30-Jährige saß dabei im Sattel auf „San Amour“, ein sechsjähriger Mecklenburger aus der Zucht und dem Besitz von Wilhelm Elsner.
Auf vielen weiteren Turnieren ritt sie auf diesem Pferd und wurde somit zum Leistungsträger im Laager Reitverein.
Im Jahre 2014 feierte der Verein sein 60-jähriges Jubiläum. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein 23 Mitglieder, davon viele Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren. Dreimal wöchentlich findet das Training statt. Dazu gehört natürlich auch die Pflege der Pferde, der Stallungen und der Reitanlagen. Anlässlich der Feiern zum 60. Jubiläum wurde an zwölf Mitgliedern das Reitabzeichen, „Kleines Hufeisen“, verliehen. Zu den Trägern dieses Abzeichens gehören auch u.a. Wilhelm und Roland Elsner als Gründer und Förderer des Vereins, denn sie erwarben sich große Verdienste beim Aufbau und bei der weiteren Entwicklung des Reitsports in Laage. Der Familienname „Elsner“ wurde somit im Laufe der Jahrzehnte ein Aushängeschild des Laager Pferdesports. Keine Sportart in Laage hatte bisher eine derartig enge Familienbindung zu einem Sportverein. Gegenwärtig sind es Katrin und Roland Elsner, die diese Tradition fortsetzen.
Quellen:
Gesprächsnotizen von F. Abs mit Vertretern des Reitsportvereins im Jahre 2017/2018
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