Ein Sportler aus Laage schrieb Handballgeschichte
Auf einem Bummel durch Laage fällt in der Breesener Geschäftsstraße neben anderen restaurierten Häusern ein schmuckes Haus auf, an dem ein Firmenschild – Arft Zweiräder -und dazugehörende Ausstellungsfenster mit hochwertigen Fahrradmodellen auf einen Handwerksbetrieb mit Verkaufsladen hinweisen. Christian Arft, der heutige Inhaber, ist der Nachfolger seines Vaters Wilhelm Arft, der bis zur Wende den Kfz – Handwerksbetrieb führte.
Die Firma Wilhelm Arft genoss bei den Kunden aufgrund der Qualitätsarbeit und stetiger Hilfsbereitschaft ein hohes Ansehen. Helmut Wiemer, ein Laager Bürger, der bei W. Arft das Kfz-Handwerk erlernte, äußerte sich in dem Vorwort zu W. Arfts Memoiren über seinen ehemaligen Lehrmeister u.a. mit den Worten:
„Die Lehrzeit war für mich eine Schule des Lebens. Unser Meister hat uns die heute leider oft verpönten preußischen Tugenden wie Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Pünktlichkeit und Fairness vorgelebt.“
Der Name Willi Arft ist für viele Laager aber nicht nur ein Begriff für solide handwerkliche Arbeit, sondern auch für herausragende sportliche Leistungen als Handballer. Er gilt als einer der erfolgreichsten Handballer der Nachkriegszeit in Mecklenburg.
Vor den Ausführungen zu Höhepunkten seiner Handballkariere ist sicher auch sein Entwicklungsweg bis dahin von Interesse. Ausgehend von seiner Niederschrift „Mein Lebensweg“, eingangs bereits erwähnt, und durch persönliche Gespräche darf diese Epoche skizziert werden.
Wilhelm Arft erblickte am 28.10.1921 in Laage das Licht der Welt. Zusammen mit seinem 2 Jahre älteren Bruder wuchs er behütet im Elternhaus in der Breesener Straße auf. Ostern 1927 erfolgte die Einschulung in die Grundschule Laage. Zu seinen Klassenkameraden gehörten u.a. Lehmkuhl, Teschmer (beide fielen im Krieg), Gätjen und Dittmeyer. Namen, die alten Laagern durchaus bekannt sein dürften.
1931 wechselte Willi nach bestandener Aufnahmeprüfung an die Oberrealschule nach Rostock. Für den damals zehnjährigen Burschen hieß dieses, täglich mit dem Zug nach Rostock zum Schulbesuch zu fahren. Neben neuen Unterrichtsfächern und Strukturen war er besonders vom Sportunterricht begeistert. Dominierte in Laage in der Unterstufe das Raubballspiel, so stand in Rostock ein organisierter Sportunterricht durch ausgebildete Sportlehrer auf dem Plan. Leistungsanforderungen, deren exakte Bewertung und die Erziehung zur Fairness sollten fortan auch in seinem Leben einen besonderen Platz einnehmen.
In den folgenden Schuljahren meisterte er die schulischen Anforderungen ohne Probleme. Die Schulzeit endete für ihn 1937 mit dem Abgangszeugnis der Mittleren Reife.
Bei „Bosch“ in Rostock begann er in einer renommierten Firma die Lehre im Kfz-Handwerk. Im selben Jahr wurde er Mitglied im Sportverein „Rostock 60“ – Sektion Handball, wo er aufgrund seiner bereits erworbenen athletischen und spielerischen Fähigkeiten schnell einen Stammplatz in der Jugendmannschaft einnahm.
1938 gewann die Jugendmannschaft von „Rostock 60“ gegen Schwerin die Gebietsmeisterschaft und vertrat Mecklenburg bei der Obergebietsmeisterschaft im Bremer Weserstadion vor tausenden Zuschauern mit 11:14 gegen Kiel recht ordentlich.
Nach Abschluss der Lehre bewarb sich Willi an der Ingenieurschule in Stettin, an der er nach bestandener Aufnahmeprüfung im Herbst 1939 immatrikuliert wurde. Mit einer Gastspielgenehmigung seines Rostocker Vereins spielte er in der Studentenmannschaft der Ingenieurschule, bevor er sich dem KTV (Kaufmännischer Turnverein) anschloss. Dieser fusionierte 1939 mit dem Stettiner Turnerclub, so dass der Handball in Stettin einen weiteren Aufschwung nahm.
Vor dem Zusammenschluss beider Vereine nahm die Stettiner KTV Mannschaft in der Berliner Deutschlandhalle am großen Städteturnier mit Mannschaften aus Berlin, Kopenhagen, Wien und Hamburg teil, das zu einem großen Erlebnis für die teilnehmenden Mannschaften und dem Berliner Publikum wurde.
Diese sportlichen Vergleiche auf nationaler und internationaler Ebene, dieses friedliche Kräftemessen junger Athleten, fanden mit Ausbruch des 2. Weltkrieges ein jähes Ende. Auf nationaler Ebene gab es jedoch weiterhin, wenn auch stark reduziert, Wettkämpfe in den verschiedensten Sportarten.
1941 erhielt Willi den Einberufungsbefehl und wurde zur Luftwaffe nach Stettin eingezogen. Dort wurde man schnell auf den Handballer Arft aufmerksam, so dass er unmittelbar nach seiner Einberufung in die dortige Handballmannschaft des LSV (Luftwaffensportverein) eingegliedert wurde. Spiele gegen Mannschaften anderer Militärstandorte waren in den ersten Kriegsjahren, sofern es die Lage zuließ, zur Belebung des tristen Soldatenlebens sicher gewollt.
Mit zunehmender Kriegsdauer endeten dann jedoch auch diese sportlichen Vergleiche. Im Kampfeinsatz wurde Willi an der Westfront 1945 verwundet. Ein Lazarettaufenthalt und die Gefangenschaft folgten. Aus selbiger entlassen, kam er im April 1946 wieder in seiner Heimatstadt Laage an.
Neben der Tätigkeit im väterlichen Kfz – Betrieb, den er später übernahm, galt sein sportliches Interesse nach wie vor dem Handball. Im besten Handballalter von 25 Jahren schaute er sich in Rostock, wo er vor dem Krieg als Schüler und Lehrling das Handball – ABC erlernte, nach einer Mannschaft um, der er sich anschließen konnte. Seine Bemühungen sollten bald erfolgreich sein.
Er traf auf Fiete Reder, der in Rostock talentierte Spieler, wie Paule Mundt, Heiner Flach, Otto Rachow, um nur einige zu nennen, um sich scharte und trainierte. Diese Mannschaft „Rostock West“ schrieb in den kommenden Jahren Handballgeschichte an der Küste und in der späteren DDR.
Fiete Reder hatte in kurzer Zeit eine Mannschaft geformt, der in Mecklenburg keine andere Mannschaft Paroli bieten konnte. Die Erfolge der Rostocker sprachen sich in der damaligen Ostzone und Berlin herum. Freundschaftsspiele gegen „Reinickendorf – Ost“ (später Füchse Berlin) mit 2 Siegen und 2 Niederlagen sowie gegen die Mannschaft von „Polizei Magdeburg“, die ehemalige Nationalspieler der Vorkriegszeit in ihren Reihen hatte, gingen knapp verloren, zeugten aber von der Spielstärke der Rostocker. Aus heutiger Sicht ist es kaum vorstellbar, mit welchem Enthusiasmus die Spieler der ersten Stunde ihren Sport betrieben.
Willi erinnerte sich schmunzelnd an eine Episode, die dieses verdeutlicht. „Rostock West“ hatte sich 1947 für das Großfeldturnier zu Pfingsten anlässlich des FDJ-Parlaments in Meißen qualifiziert. Mit dem Zug reiste die Mannschaft von Rostock nach Dresden. Abends dort angekommen, war der letzte Zug nach Meißen bereits abgefahren, so dass sich die Mannschaft zu einem Nachtmarsch über 30 km entschloss. In der Frühe des folgenden Tages in Meißen angekommen, standen die Rostocker dann um 11 Uhr bereits zum ersten Spiel auf dem Feld. Das Endspiel gewannen die Rostocker dann vor 6000 Zuschauern in überlegener Manier gegen Meißen mit 31:4.
In den Jahren 1947/48 verloren die Rostocker kein Spiel auf Landesebene und wurden ungeschlagen Landesmeister. Durch diesen Erfolg qualifizierte sich Rostock für die Teilnahme an der Ostzonenmeisterschaft in der Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ) in Deutschland. Im Finale unterlagen die Rostocker in Leipzig dann der Mannschaft von Weißenfels vor 40.000 Zuschauern mit 7:12. Dieser 2. Platz ist umso höher einzuschätzen, wenn man die strapaziösen Vorrundenspiele der Rostocker Mannschaft betrachtet, die z.B. in Halle, Magdeburg, Gera und Weißenfels antreten musste und damit lange Anfahrten unter teilweise zermürbenden Bedingungen absolvierte.
„Rostock West“ trat 1949 zur BSG „Neptun“ über, die 1950 in „Anker“ Rostock und danach in die BSG „Motor“ Rostock umbenannt wurde.
Auch in diesem Jahr gingen der Landesmeistertitel auf dem Großfeld und erstmals auch der in der Halle an die Küste. In der Zonenmeisterschaft wurde wiederum ein 2. Platz erkämpft.
Nach der Gründung der DDR wurde 1950 die Oberliga als höchste Spielklasse für Feld- und Hallenhandball gegründet. Die Rostocker Mannschaft, jetzt unter „Anker“ Rostock spielend, holte auf dem Großfeld die Silbermedaille und Bronze in der Halle.
Klaus-Dieter Matz und Rüdiger Hermann stießen in dieser Saison zur Mannschaft und erkämpften sich auf Anhieb einen Stammplatz. Auch 1951 wurden auf dem Großfeld der 2. Platz und in der Halle der 3. Platz erkämpft. 1952 gerieten die Rostocker, immer noch ohne Trainer, in den Abstiegsstrudel, konnten aber durch eine Energieleistung in der Rückrunde der Meisterschaft nicht nur die Klasse halten, sondern wieder den 2. Platz erreichen.
Wie populär und publikumswirksam der Feldhandball in jener Zeit war, verdeutlichen die Zuschauerzahlen von 8.000 – 10.000 bei Heimspielen auf dem „Motor“ Sportplatz an der Hans-Sachs-Allee. Enthusiastisch feuerten Tausende ihre Rostocker Mannschaft an, die mit gekonnten spielerischen Aktionen ihren jeweiligen Gegner förmlich schwindelig spielte. Die Bilanz der Punktspiele dieser und folgender Jahre verdeutlicht dieses.
Gegen die wurfstarken und treffsicheren Rostocker Stürmer fanden gegnerische Abwehrspieler nur schwer probate Mittel diese zu stoppen. Zu den „Kanonierern“ des Sturmes zählte auch Wilhelm Arft, der in jenen Jahren in der Torschützenliste einen vorderen Platz einnahm.
1953 begann dann der Siegeszug der Rostocker „Motor“ Mannschaft, die drei DDR-Meistertitel in Folge in der Halle und 1955 auch noch den Titel auf dem Großfeld gewann. Sie war in jenen Jahren die dominierende Mannschaft auf nationaler Ebene und stellte etliche Spieler für die Nationalmannschaft.
Es erfüllte die nachfolgenden Generationen Laager Handballer – bis zum heutigen Tage – mit Stolz, dass ein Handballer aus Laage als Stammspieler in Rostock seinen Anteil an den aufgeführten Erfolgen dieser Mannschaft hatte. Er legte mit Fiete Reder, Gert Langhoff, „Paule“ Mundt, Dieter Matz, Günther Quedman, Adolf Flach und weiteren Klassespielern das Fundament für den auf nationaler und internationaler Ebene über Jahrzehnte so erfolgreichen SC „Empor“ Rostock.
Dieses Engagement für den Handballsport mit allen dazugehörenden Facetten (Mannschaftstraining in Rostock, Punktspiele in der Oberliga in Rostock und republikweit) erforderten einen hohen Zeit- und Kraftaufwand.
Familiäre Ereignisse – wie die Hochzeit mit Liselotte Dörfer und die Übernahme des väterlichen Betriebes 1953 – setzten auf privater Ebene neue Maßstäbe. Zwangsläufig gingen für Willi die Punktspieleinsätze zurück. Junge talentierte Rostocker Spieler wurden in das Oberligateam integriert.
1956 beendete Willi seine Rostocker Handballkarriere, hielt aber bis ins hohe Alter einen freundschaftlichen, herzlichen Kontakt zu seinen ehemaligen Mannschaftskameraden.
Dieser Abschied aus Rostock bedeutete jedoch nicht das Ende seiner Handballlaufbahn. Auch während seiner Rostocker Zeit hielt er engen Kontakt zum Laager Vereinssport, besonders zu den Handballern und Leichtathleten.
In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass er erfolgreich für die Sektion Leichtathletik der BSG „Traktor“ Laage bei Kreis- und Bezirksmeisterschaften sowie bei der Zentralen Spartakiade 1952/53 der SV „Traktor“ in Landsberg im Saalekreis startete.
Dieses Engagement für Leichtathletik reicht bis in die 30iger Jahre zurück. Schon als Berufsschüler gewann er 1938 die damalige Bannmeisterschaft des Landes Schwerin im leichtathletischen Dreikampf und als Wehrpflichtiger, in Königsberg stationiert, bei der Ostpreußischen Landesmeisterschaft das Speerwerfen mit 54 m. Während dieser Meisterschaft traf er auf H. Rosendahl, der überlegen das Diskuswerfen gewann. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München wurde seine Tochter Heide Rosendahl Olympiasiegerin im Weitsprung und mit der 4×100 m Staffel.
Sport verbindet, was ein weiteres Beispiel verdeutlichen möge.
Bei der bereits erwähnten DDR – Spartakiade der SV „Traktor“ in Landsberg 1953, unterlag Willi im Speerwurf nur knapp Walter Krüger, dem späteren Olympiazweiten von Rom 1960 und er errang vordere Plätze im Kugelstoß und Diskuswurf.
Diese Beispiele aus der Leichtathletik mögen den Stellenwert der athletischen Ausbildung auch als Grundlage für den Handballsport verdeutlichen. Gleiches gilt für etliche seiner Rostocker Mannschaftskameraden (Mundt, Klaus und Gert Langhoff, Reder).
Nach dieser kurzen Einblendung der Leichtathletikambitionen Willis komme ich zurück zum Handball.
Die Laager Handballer schätzten sich glücklich, einen so profilierten Spieler wie Willi Arft nun in ihren Reihen zu wissen. Während die Vereinsführung bei Jochen Kracht in altbewährten Händen lag, übernahm Willi das Training der Männermannschaft und führte sie als Kapitän. Mit seinem spielerischen Können, seinem taktischen Geschick und seiner Ausstrahlungskraft als Handballidol vollzog sich ein sprunghafter Anstieg des Leistungsniveaus der Laager „Traktor“ Handballer. Der Aufstieg in die Bezirksliga auf dem Großfeld und die erfolgreiche Teilnahme an etlichen Großfeldturnieren beweisen diese Entwicklung.
Mitte der 60er Jahre erfolgte dann im Männerbereich des Laager Handballs ein Generationswechsel. Jüngere Spieler stießen zur Mannschaft, ältere beendeten ihre sportliche Laufbahn oder bildeten mit Nachwuchsspielern die 2. Mannschaft. In dieser Phase des Umbruchs beendete auch Willi seine Laufbahn als aktiver Handballer, führte aber weiterhin die 1. Männermannschaft als Trainer.
Hatte er in seiner aktiven Zeit als Spielmacher und Vollstrecker in einer Person dominiert, so setzte er auch als Trainer weiterhin die Maßstäbe.
Neben der spieltechnischen und taktischen Ausbildung hatte auch die erzieherische Komponente einen hohen Stellenwert. Die von ihm als Aktiver vorgelebten Prinzipien wie Verlässlichkeit, Leistungswille, kameradschaftliches Denken und Handeln und Fairness wurden eingefordert und von der Mannschaft umgesetzt.
In relativ kurzer Zeit formte er die junge Truppe zu einer stabilen leistungsstarken Mannschaft. Da in dieser Zeit für das Training nur der Saal der Gaststätte Freimuth, der auch für den Schulsport genutzt wurde, zur Verfügung stand, musste ein Weg zur Intensivierung der Trainingsarbeit unter optimaleren Bedingungen gefunden werden. Dieser ergab sich durch die nach wie vor bestehenden Kontakte, die Willi zu seinen ehemaligen Rostocker Sportfreunden pflegte.
„Kalle“ Schwark, Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre erfolgreicher Jugendtrainer beim SC „Empor“, ermöglichte der Laager Mannschaft etliche Trainingsspiele gegen die A-Jugend des SC „Empor“. Diese Spiele gegen eine Mannschaft, die uns in allen Belangen überlegen war und aus der spätere Nationalspieler wie Schlette, Böhme und Gernhöfer hervorgingen, ließen uns wertvolle spielerische Erfahrungen sammeln und führten zu einer deutlichen Verbesserung unseres Leistungsniveaus.
Der Aufstieg in die Hallen – Bezirksliga ist ein Beweis dafür. Laage war zu jener Zeit die einzige Mannschaft der Liga, die über keine Sporthalle verfügte, aber trotzdem über mehrere Jahre die Klasse hielt.
Im Rückblick auf diese erfolgreichen Jahre dürfen auch Episoden noch einmal in Erinnerung gerufen werden, die heute noch bei den damals beteiligten Sportfreunden ein Schmunzeln hervorrufen.
Auf einer der Fahrten zu einem Trainingsabend nach Rostock, die ausschließlich mit privaten PKW absolviert wurden, „erlegte“ Dr. Müller mit seinem Saporosh vor Kossow Krug einen Junghirsch. Nach weidgerechter Entsorgung des Hirsches und der Bergung des Sapo wurde der Trainingsabend mit einer feuchtfröhlichen Auswertung des Jagderlebnisses in unserer Vereinsgaststätte – Freimuth – abgeschlossen. Das aufgeblockte Geweih des Hirsches schmückte danach zur Erinnerung an dieses Ereignis über Jahre das Vereinszimmer.
In bester Erinnerung sind auch die Feiern zu Willi’s „runden“ Geburtstagen, an denen unsere Mannschaft teilnahm. Zu den Gratulanten zählte auch immer die „Alte Garde“ der Rostocker Handballer, die so erfolgreich Handballgeschichte geschrieben hatte. Angeführt von Fiete Reder, ließen sie Willi als einen Spieler aus ihren Reihen hochleben. Erinnerungen aus glorreichen Zeiten des Großfeld- und des Hallenhandballs wurden in dieser Runde wach, lebhaft diskutiert und auch Ereignisse außerhalb von Rasen und Hallenparkett ironisch kommentiert.
Mit Respekt empfanden wir den Zusammenhalt, den diese ehemaligen Ausnahmehandballer sich über Jahrzehnte bewahrt hatten. Es waren persönliche Bindungen der Spieler untereinander, die ein ganzes Leben einen hohen Stellenwert besaßen. Sicher haben diese Erlebnisse auch auf unser Vereinsleben einen Einfluss gehabt, das Miteinander und Füreinander befruchtet.
Ende der 70er Jahre trat Willi dann als Trainer der Männermannschaft zurück. Rolf Berndt übernahm danach das Training. Fortan widmete er sich dem Nachwuchs und baute eine weibliche Jugendmannschaft auf, zu der auch seine beiden Töchter Regine, eine ehemalige Leichtathletin, und Katharina gehörten. Diese Mannschaft etablierte sich erfolgreich auf Kreis- und Bezirksebene und wurde später von K. Bibow und W. Hahn geführt. Mit Interesse verfolgte und förderte er auch die sportliche Entwicklung seines Sohnes Christian zu einem leistungsstarken, erfolgreichen Leichtathleten auf Kreis- und Bezirksebene.
Rückblickend muss erwähnt werden, dass Willi von 1969 bis 1971 neben der Männermannschaft auch noch eine Schüler B-Mannschaft trainierte. Diese wurde 1970 Spartakiadesieger und 1971 Kreismeister in Güstrow.
Anfang der 80er Jahre erfolgte ein erneuter Generationswechsel im Laager Männerhandball. Die von Willi und später von seinem Nachfolger trainierte Mannschaft erfuhr durch Spieler aus dem eigenen Nachwuchs und talentierten Handballern vom NVA Fliegerhorst ein neues Profil.
Mit der Fertigstellung der Sporthalle hatte sich die Situation für den Handball schlagartig verbessert. Es wurde unter optimalen Bedingungen trainiert und die Heimpunktspiele vor einem begeisterungsfähigen Publikum ausgetragen.
Diese Entwicklung verfolgte auch Willi mit nicht nachlassendem Interesse. Als Mitglied des nach der Wende gegründeten Förderkreises des HSV Laage war er mit weiteren ehemaligen Handballern Zuschauer der Heimspiele. In Auswertungsrunden nach den Spielen fachsimpelten dann Aktive und Förderer gemeinsam über Siege und vermeidbare Niederlagen. Auch in dieser Runde war seine kritische Meinung stets gefragt. Zu den geselligen Höhepunkten der Laager Handballfamilie waren Willi und seine charmante Ehefrau Liselotte immer gern gesehene Gäste.
Das oft gehörte Motto „Sport erhält gesund“ trifft in besonderem Maße auch auf Willi zu. Tägliche Spaziergänge, gern mit Hund, und das Verfolgen gesellschaftlicher Prozesse und Probleme ließen ihn geistig und körperlich auch in fortgeschrittenem Alter fit bleiben.
Die unvergessene Feier zu seinem 90. Geburtstag sah ihn als rüstigen Jubilar im Kreise seiner Familie und der Gratulationsschar ehemaliger Handballer.
Für seine Verdienste um die Entwicklung des Handballsports erhielt Willi zahlreiche Auszeichnungen. Der Deutsche Handball Verband der DDR verlieh ihm 1966 die Ehrennadel in Bronze.
Die Stadt Rostock würdigte 1971 sein Engagement für den Handballsport anlässlich des Jubiläums „25 Jahre Rostocker Handball“ mit einer Ehrenurkunde.
Auszeichnungen und Ehrungen durch weitere Institutionen vervollständigten die Wertschätzung seiner Aktivitäten auch auf damaliger Kreis- und Bezirksebene.
Als diese Zeilen geschrieben wurden, die eine bescheidene Würdigung seiner menschlichen Ausstrahlungskraft und seiner hervorragenden sportlichen Leistungen sein sollen, hatte Willi das 96. Lebensjahr bereits vollendet. Es ist ruhiger um ihn geworden, persönliche Kontakte werden aber weiterhin gepflegt und können hoffentlich noch lange erhalten werden.
Quellennachweis:
- Archiv W. Arft
- Gespräche mit der Familie Arft und Sportfreunden
- Broschüre – 10 Jahre Oberliga-Handball- Mannschaft 1946-1956
- Internet – Die Anfänge des Handballs in Rostock
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